15.08.19

Praktische Ausbildung (PrA)

Praktische Ausbildung (PrA)





Gymnasium oder Berufslehre?

Schüler*innen stehen in den beiden letzten Jahren ihrer obligatorischen Schulzeit grundsätzlich vor einer Frage: Schulausbildung oder berufliche Grundbildung (EBA, EFZ)?

Schüler*innen mit den besseren Schulnoten wählen häufig das Gymnasium. Doch längst nicht alle gehen diesen Weg. Eine kaufmännische Lehre oder ein Lehrberuf im Handwerk haben nämlich auch ihren Reiz. Die beruflichen Aussichten nach der Berufslehre sind auch hier verlockend.

Doch welchen Weg beschreiten eigentlich Schüler*innen, die mit Einschränkungen, z.B. Lernschwierigkeiten zu kämpfen haben?


EBA und Praktische Ausbildung

Schüler*innen, mit schulischen Schwierigkeiten und schlechteren Schulnoten können eine zweijährige berufliche Grundbildung (Lehre, Berufslehre) ins Auge fassen. Sie führt zu einem anerkannten Abschluss, dem eidgenössischen Berufsattest EBA.

Nicht alle Schüler*innen bringen jedoch die Voraussetzungen für eine solche berufliche Grundbildung mit. Für sie sind die Einstiegshürden für eine EBA-Ausbildung zu hoch (z.B. Lerngeschwindigkeit an der Berufsfachschule).

Trotzdem können sie eine berufliche Ausbildung absolvieren: die praktische Ausbildung PrA.


Praktische Ausbildung PrA als Berufsbildungsangebot

Jugendliche mit Lernschwierigkeiten,  welche z.B. die obligatorische Schulzeit in einer sonderpädagogischen Schule absolviert haben, bleibt eine berufliche Grundbildung oft verwehrt.

Die Praktische Ausbildung (PrA) ist ein niederschwellige Angebot. Es ermöglicht ihnen, einen beruflischen Abschluss zu erreichen.

Mit der Praktischen Ausbildung (PrA) können Jugendliche ohne Zugang zu einer anerkannten beruflichen Grundbildung also einen Berufsausweis erwerben, der ihre beruflichen Kompetenzen dokumentiert.

Die Praktische Ausbildung (PrA) ist ein institutionalisiertes Berufsbildungsangebot für Jugendliche mit Einschränkungen, welche den Anforderungen einer beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) nicht gewachsen sind.

Getragen wird sie vom nationalen Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS).

Schweizweit bieten über 170 INSOS-Institutionen PrA-Ausbildungsplätze an. Sie bilden jedes Jahr rund 1’200 Jugendliche mit Behinderung aus. Diese können zwischen über 50 Berufsrichtungen wählen.

www.insos.ch/praktische-ausbildung


Erfolgsaussichten

Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und schlechteren Schulnoten entgeht zwar den Zugang zu einer beruflichen Grundbildung mit EBA oder EFZ, aber sie leisten gleichermassen eine wertvollen und wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.

30-40% dieser Jugendlichen finden übrigens  nach Abschluss der praktischen Ausbildung (PrA) einen Anschlusslösung im (ersten) Arbeitsmarkt oder hängen eine zweijährige berufliche Grundbildung an.

Die restlichen finden normalerweise eine Beschäftigung in einem geschützten Arbeitsbereich.



15.07.19

Bewerbungsschreiben: Der Türöffner

Bewerbungsschreiben: Der Türöffner für Bewerbungsgespräch und Lehrstelle






Bewerbungsschreiben

Jede Bewerbung für eine Lehrstelle sollte an die Gegebenheiten der Lehrstelle und des Lehrbetriebs angepasst sein.

Bewirbst du dich beispielsweise für eine Lehrstelle in einer Gärtnerei, welche Schnittblumen anpflanzt, kannst du in deiner Bewerbung darauf hinweisen, dass du gerne mit Pflanzen arbeitest und zu Hause im Garten mithilfst.

Egal für welche Lehrstelle eines Berufsfelds du dich bewirbst: An gewissen Bewerbungsdokumenten lässt sich nur wenig oder überhaupt nichts ändern.

  • Am Nachweisdokument Grundlagentest beziehungsweise Eignungstest wie auch an deinen Schulzeugnissen kannst du überhaupt nichts abändern.
  • Am Inhalt deines Lebenslaufs kannst du auch nur wenig ändern.
  • Beim Bewerbungsschreiben hast du schon viel mehr Spielraum.

Sinn des Bewerbungsschreibens

Bei einem ordentlich gestalteten Lebenslauf kannst du sicherlich schon mal punkten. Auch mit guten Schulnoten kannst du beim Berufsbildungsverantwortlichen und der Personalchefin auffallen.

Bei einer Bewerbung auf deine bevorzugte Lehrstelle geht es aber dem Unternehmen um mehr als nur Schulnoten. Es möchte anhand deiner Bewerbungsdokumente herausfinden, ob es dich für ein Bewerbungsgespräch einladen soll oder nicht.

Du musst also versuchen, dich von den anderen Bewerber*innen für die Lehrstelle abzugrenzen. Das gelingt dir - in der ersten Bewerbungsphase vor dem Bewerbungsgespräch - eigentlich nur mit einem Bewerbungsschreiben.


Die Macht des Bewerbungsschreibens

Im Bewerbungsschreiben - oft auch als Motivationsschreiben oder dritte Seite bezeichnet - solltest du begründen, wieso du der geeignete Bewerber für die Lehrstelle bist.

  • Richte den Inhalt auf die Lehrstelle und den Lehrbetrieb aus. 
  • Erkläre, wieso du dich gerade auf diese Lehrstelle und diesen Ausbildungsbetrieb bewirbst.
  • Nimm Bezug auf Schnupperlehren, welche du in diesem Berufsfeld schon gemacht hast und die dich dazu gebracht haben, eine Lehrstelle in diesem Berufsfeld zu suchen. 
  • Lasse deine Begeisterung für den Beruf und das Unternehmen auf den Bildungsverantwortlichen, die Mitarbeiterin der Personalabteilung überspringen. 
  • Greife deine Freizeitbeschäftigungen auf, die du neben der Schule verfolgst (z.B. RC-Helikopter bei einer Lehrstelle als Elektroniker). 
  • Im Bewerbungsschreiben zeigt sich, ob du dich mit dem Lehrstellenangebot und dem Ausbildungsunternehmen schon näher auseinandergesetzt hast oder nicht. Je mehr Bezugspunkte du zum Unternehmen schaffst, umso besser. 
  • Verwende nie das gleiche Bewerbungsschreiben für verschiedene Lehrbetriebe. Passe den Inhalt immer an die Lehrstelle an.

Bewerbungsschreiben: Deine Chance

Mit einem Bewerbungsschreiben hast du keine Garantie, dass du für ein Bewerbungsgespräch eingeladen wirst oder die Lehrstelle zugesprochen erhältst.

Du kannst aber deine Chancen erhöhen.

Ein Bewerbungsschreiben schreibt sich nicht einfach so. Du musst dafür Zeit aufwenden. Begnügst du dich nur mit Standardsätzen von Vorlagen, wirst du es nicht schaffen, dich als Persönlichkeit und Lehrstellenwärterin Nr. 1 hervorzuheben.




15.06.19

Zwischenzeugnisse während der Lehrzeit

Zwischenzeugnis während der Lehrzeit





Anspruch auf ein Zwischenzeugnis


Eigentlich hast du während deiner Lehre genügend zu tun. Ausbildung im Lehrbetrieb, überbetriebliche Kurse und Berufsfachschule lasten dich aus. Und genügend Zeit für Freizeitbeschäftigungen solltest du auch noch haben.
Ein Zwischenzeugnis ist nun wirklich nicht vorrangig.

Wieso kannst du trotzdem in die Lage geraten, ein Zwischenzeugnis vom Lehrbetrieb einfordern zu müssen?


Lehrabbruch / Lehrstellenwechsel

Nun, nicht bei allen Lernenden läuft die Lehre so rund. Andere wiederum gefällt der Lehrberuf nun doch nicht so, wie ursprünglich gedacht.

Droht ein vorzeitiger Lehrabbruch, musst du dich nach einem neuen Ausbildungsplatz umschauen.

Ein neuer Lehrbetrieb schaut bei einem Lehrabbrecher genauer hin. Er möchte genau wissen, wie er sich im alten Lehrbetrieb angestellt hat und wieso es zum Lehrabbruch gekommen ist.

Ein Zwischenzeugnis, ausgestellt vom alten Lehrbetrieb, gibt dem neuen Lehrbetrieb Einblick in die vergangenen Lehrzeitraum im alten Ausbildungsbetrieb.
Es beschreibt,
  • welche Arbeitstätigkeiten und Aufgaben der Lehrabbrecher in der bisherigen Lehrzeit bewältigt hat, 
  • seine bisherigen Leistungen und 
  • sein Verhalten.
Falls du deine Lehre abbrechen möchtest, solltest du unbedingt und umgehend ein Zwischenzeugnis anfordern. Du hast ein Anrecht darauf, dass dir der alte Lehrbetrieb einen solchen Beleg ausstellt.

Ein Zwischenzeugnis ist ein entscheidendes Bewerbungsdokument, welches du deiner Bewerbung bei einem Lehrbetrieb beilegen kannst.


Bewerbung für Arbeitsstelle, die du nach Lehrabschluss antrittst.

Selbst wenn deine Lehrzeit reibungslos verläuft, bist möglicherweise angehalten, ein Zwischenzeugnis zu verlangen.

Wird dich der Lehrbetrieb nach der Lehre nicht weiter beschäftigen, musst du schon während der Lehrzeit eine neue Arbeitsstelle suchen und dich bewerben.

Eigentlich wäre ein Lehrabschlusszeugnis für diese Bewerbungen ideal.
Da das Lehrabschlusszeugnis  erst am Ende der Lehre, manchmal sogar erst am letzten Lehrarbeitstag ausgehändigt wird, fehlt dir ein Nachweis für deine Lehre; und darauf warten kannst du nicht.

Den fehlenden Nachweis überbrückst du beziehungsweise erbringst du mit einem Zwischenzeugnis.

Du solltest dir deshalb für die Stellensuche ein solches Zwischenzeugnis ausstellen lassen.
  • Frage deinen Lehrbetrieb rechtzeitig für ein Zwischenzeugnis (das steht dir zu).
  • Mit diesem Zeugnis kannst du deine bisherige Lehrzeit in deinen Bewerbungen belegen. 
  • Du legst es deinen Bewerbungen bei. Dieses Dokument ist nämlich häufig, die einzige Referenz, mit der sich Lehrabgänger*innen bewerben können. 
In diesem Fall unterscheidet sich der Inhalt eines solchen Zwischenzeugnisses nicht bedeutsam vom Lehrabschlusszeugnis.
  • Am Ende der Lehrzeit wird das Zeugnis nur noch ergänzt. 
  • Im Lehrzeugnis wird ausdrücklich auf den erfolgreichen Lehrabschluss hingewiesen. 


Zwischenzeugnis

Grundsätzlich hast du keinen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis.

Ausnahmen, wo du Anspruch auf ein Zwischenzeugnis hast, sind also ein Lehrabbruch oder die Notwendigkeit sich vor dem Lehrabschluss auf eine Arbeitsstelle zu bewerben, die an deinen Lehrabschluss anknüpft.



15.05.19

Lehrstellen und Smartphones

Mit Social Recruiting für Lehrberufe werben







Lehrbetriebe gehen neue Wege um Jugendliche anzuwerben

In einigen Branchen tun sich die Lehrbetriebe schwer, ihre Lehrstellen zu besetzen und passende Lehrlinge zu finden.

Mit Webseiten über die Lehrberufe erreichen sie die Jugendlichen nur eingeschränkt, schliesslich sind Smartphones der beste Kumpel der Schüler*innen.

Sie müssen sich etwas einfallen lassen. Social Media Kanäle wie FACEBOOK, INSTAGRAMM, TWITTER und LINKEDIN sind eine Option Schüler*innen mobil anzusprechen.

Diese Aktivitäten laufen unter dem Stichwort Social Recruiting und bedeutet Ansprache und Beschaffung angehender Lernenden über soziale Medien.


Alles dreht sich um das Smartphone

Manche Lehrberufe sind bei Schüler*innen nicht zuoberst auf der Rangliste der begehrten Ausbildungen.
  • Lehrberufe, die sie mit körperlichen Anstrengungen oder Wetterkapriolen (Kälte, Hitze, Nässe) verbinden, erscheinen nicht so prickelnd. 
  • Viele Schüler*innen befassen sich nur mit Lehrberufen, die sie kennen oder mit Ausbildungsbetrieben, die ihnen bekannt sind. 
  • Sie übersehen gelegentlich, dass es viele kleinere und mittlere Unternehmen mit interessanten Lehrstellenangeboten gibt, die sich nicht so wie grössere Unternehmen in Szene setzen können. 
  • Zu allem Überfluss verbinden sie gewisse Lehrberufe mit unattraktiven Ausbildungsbedingungen (z.B. Arbeitszeiten bei Lehrberuf Köchin, Bäcker). 
Lehrberufe werden also teilweise kaum beachtet oder mit falschen Vorstellungen verbunden.

Liegt es alleine an den Schüler*innen? Sicher nicht.

Lehrbetriebe müssen in die Gänge kommen und auf die Schüler*innen zugehen.
  • Solche, welche Jugendliche nicht über Smartphones erreichen, haben schlechte Karten, die Aufmerksamkeit auf ihre Lehrstellenangebote zu lenken; 
  • schliesslich sind Smartphones für Schüler*innen der Informations- und Kommunikationskanal schlechthin.

Auf Smartphones angepasste Informationen sind das Gebot der Stunde

Lehrbetriebe aus Branchen, die ihre Lehrstellen nicht so schnell besetzen können, setzen alle Hebel in Bewegung, um den Lehrberuf bekannt zu machen und ins beste Licht zu rücken.
Der Branchenverband, an den sie angegliedert sind, unterstützt sie dabei.

Das Zauberwort heisst Information. Viele Eltern und Schüler*innen sehen einen Lehrberuf aus einem ganz anderen Blickwinkel, wenn sie ihn erst richtig kennenlernen.

Informationen über den Lehrberuf auf Webseiten zu verbreiten und zu hoffen, dass die Jugendlichen diese finden, genügt dazu längst nicht mehr.

Mittel der Wahl sind Social Media Plattformen wie z.B. FACEBOOK, INSTAGRAMM, TWITTER oder eigens für Smartphones programmierte Apps. Ausbildungsbetriebe gehen also dorthin, wo sich die Jugendlichen die meiste Zeit aufhalten.

Hier können Schüler*innen
  • sich über den Lehrberuf informieren und beispielsweise Videos zum Unternehmen oder zum Lehrberuf anschauen (und weiterempfehlen)
  • schon vor der Bewerbung Fragen an die Berufsbildungsverantwortlichen stellen oder sogar mit Lernenden chatten. 

Vorteil für dich als Schüler*in

Dank informieren und den Lehrbetrieb kontaktieren, ohne das Smartphone aus der Hand zu legen, verschafft dir Vorteile:
  • Du kannst dich unverbindlich über den Lehrberuf aus erster Hand informieren.
  • Du kannst hier schon für dich punkten und dich für eine Lehrstelle empfehlen. 
  • werden dich die Berufsbildungsverantwortlichen schon kennen, wenn du dich bewirbst.
Prüfe zuvor die Echtheit des Angebots, bevor du deine persönlichen Daten hinterlegst.


Es gibt ein Leben neben dem Smartphone

Gehe an Berufsausbildungsmessen bei Ausstellungsständen vorbei, deren Lehrberufe dir nicht so vertraut sind. Sprich mit den Ansprechspersonen an den Messeständen und lasse dir die Ausbildungsbedingungen erklären.
Vielleicht kannst du schon einen Lehrbetrieb ausfindig machen, bei du eine Schnupperlehre machen kannst. Frage nach einer Schnupperlehre und mach dir dein eigenes Bild zum Lehrberuf.



15.04.19

Berufseinstieg- auf sich alleine gestellt?

Berufseinstieg- auf sich alleine gestellt?





Lehre abgeschlossen und erste Arbeitsstelle angetreten?


Auf eine abgeschlossene Berufslehre folgt meistens die erste Arbeitsstelle. Jetzt kommt es auf dich an.

Während der beruflichen Grundbildung hast du immer eine/n Begleiter*in an deiner Seite. Nach Abschluss deiner Lehre fallen Rückmeldungen der/des Berufsbildungsverantwortliche*n weg.

  • Mit Antritt einer Arbeitsstelle bist du plötzlich auf dich alleine gestellt.
  • Du trägst von nun an die volle Verantwortung für deine Arbeit und dein Verhalten.
  • Du hast keine Berufsbildende mehr, die dich begleiten und die du fragen kannst.
  • Hast du das Glück, dass dich der Lehrbetrieb weiter beschäftigt, bist du mit den Arbeitsvorgängen und Berufsgepflogenheiten schon vertrauter.

Fehlen dir Routine oder Wissen können sich schnell Verunsicherung oder sogar Überforderung und Demotivation breit machen. Im schlimmsten Fall steigst du aus dem Beruf aus.

Es ist ein schwacher Trost zu wissen, dass alle Berufseinsteiger*innen vor den gleichen Herausforderungen stehen.

Programme für Einsteiger*innen

Da es vielen Berufseinsteiger*innen genau gleich ergeht, bieten Unternehmen Programme für Einsteiger*innen an.

Berufseinsteiger*innen werden nicht ins kalte Wasser geworfen.

  • Sie erhalten eine Mentorin, einen Mentoren - also eine feste Bezugsperson während und teilweise auch nach der Einarbeitungszeit.
    Diese Bezugsperson führt sie in die Arbeitsabläufe, die Teamstrukturen und das Unternehmen ein. Sie ist Ansprechpartnerin, der fachliche Frage gestellt werden können und bei der Schwierigkeiten angesprochen werden können.
  • Standortgespräche helfen, die Entwicklung der Berufseinsteiger*innen zu beurteilen und allenfalls bei Anzeichen von Über- oder Unterforderung mit Korrekturen einzugreifen.
  • Teilweise findet während der Einarbeitungszeit ein Schulungsprogramm statt, in der beispielsweise der Rollenwechsel von der Ausbildung ins Erwerbsleben  und Arbeitssituationen besprochen werden. Während der Schultag können sie sich mit den anderen Berufseinsteiger*innen austauschen. 

15.03.19

Lehrabbruch

Lehrabbruch: Wie du das Risiko schon während der Berufswahl minimieren kannst






Wieso einen Gedanken während der Berufswahl über Lehrabruch verschwenden?

Die wenigsten Schüler*innen denken bei der Berufswahl schon an Lehrabbruch.

Kein Wunder, schliesslich bis du spätestens ab dem 8. Schuljahr mit der Schule, der Berufswahl und deinen Freizeitaktivitäten mehr als ausgelastet.

Dich treibt zuerst die Frage um, ob du eine Schulausbildung oder eine berufliche Grundbildung absolvieren sollst.

Falls du dich für eine Berufslehre begeisterst, kommen schon die nächsten Herausforderungen auf dich zu

  • Du musst dir einen Überblick über die angeboten Berufe (gegen 250 Lehrberufe in der Schweiz) verschaffen
  • Du musst die Berufe eingrenzen, die du genauer kennenlernen möchtest.
  • Du musst in Schnupperlehren diesen Berufen auf den Zahn fühlen.  

Je ausführlicher du dich mit einem Lehrberuf auseinandersetzt, umso mehr erfährst du nicht nur über dessen Vorteile, sondern auch über seine Schattenseiten.


Erteil einem Lehrabbruch schon während deiner Berufswahl eine Absage

Kennst du die Nachteile eines Lehrberufs, gewinnst du ein wirklichkeitsgetreueres Bild des Lehrberufs.

  • Du weisst besser, welche Arbeitsaufgaben auf dich zu kommen (Bild des Lehrberufs). 
  • Du wirst nicht erst bei Lehrbeginn von ihnen negativ überrascht.
  • Dir wird klarer, ob du die Anforderungen des Lehrberufs auch meistern kannst (z.B. einen  körperlich anstrengenden Beruf wie Plattenleger, Gleisbauer)
  • Du kannst besser abschätzen, ob du den schulischen Anforderungen gewachsen bist. 
  • Du entscheidest dich nicht so leichtfertig für einen Lehrberuf.

Genauso wichtig ist: Du verkleinerst die Wahrscheinlichkeit eines Lehrabbruch.


Ein Lehrabbruch kommt häufiger vor als du vielleicht denkst

Weisst du eigentlich, dass im Durchschnitt 20-45 % der Lernenden - abhängig vom Lehrberuf - der Lernenden ihre Lehre vorzeitig abgebrochen haben (Zeitraum über gesamte Berufslehre)?

Weisst du auch, dass in der Schweiz 20 – 25 % aller Lehrverträge frühzeitig aufgelöst werden; die meisten davon im ersten Ausbildungsjahr (Zeitraum 1. Berufslehrjahr)?

  • Lehrvertragsauflösungen bedeuten nicht immer einen Lehrabbruch
  • Lernende, die ihre Lehre nicht fortsetzen (d.h. nicht ins Berufsbildungssystem eingegliedert werden), enden ohne Ausbildungsabschluss.


Wie kommt eine hohe Lehrabbruchquote zustande?

Berufe mit einer hohen Lehrabbruchquote (z.B. Bodenleger, Coiffeuse, Koch) sind nicht unbedingt schlechter oder unattraktiver als Lehrberufe mit einer tieferen Abbruchrate.

Ein falsches Bild von einem Lehrberuf und Überforderung in der Lehre (z.B. Schulleistungen) führen zu Lehrabbrüchen.

  • Daran ist aber nicht unbedingt der Lehrberuf an sich schuld.
  • Und sie sind nicht alleine für eine hohe Abbruchquote verantwortlich. 

Auch der Lehrbetrieb, z.B. die Berufsbildner*innen können für einen Lehrabbruch verantwortlich sein.

  • Konflikte am Arbeitsplatz schlechte betriebliche und berufliche Ausbildungsbedingungen können dir die Lehrzeit vermiesen. 
  • Auch ein schlechtes Unternehmensklima oder die Berufsbildungsverantwortlichen können dir einen Strich durch die Rechnung machen

Nebenbei: Mit einer Schnupperlehre lernst du diese Berufsbildungsverantwortlichen und das Arbeitsumfeld am besten kennen.

Tipp

Wende für die Berufswahl, für Schnupperlehren und deine Lehrberufsentscheidung genügend Zeit auf. Dieser Aufwand zahlt sich für dich aus.
Du weisst, was auf dich im Lehrberuf zukommt und vermeidest so eher eine falsche Berufswahl und einen Lehrabbruch.

15.02.19

Lehrstellennachweis

Wo finden sich eigentlich Lehrstellen-Angebote?




Deine Lehrstelle findest du im Lehrstellennachweis

Die meisten Lehrstellen sind im öffentlichen Lehrstellennachweis LENA erfasst. Der Lehrstellennachweis ist ein staatliches Lehrstellenportal. Dieses ist über www.BERUFSBERATUNG.ch kostenlos abrufbar.

Die dort veröffentlichten Lehrstellen stammen allesamt von Lehrbetrieben, die eine kantonale Bewilligung als Ausbildungsunternehmen haben.

Diese öffentlichen Lehrstellendaten sind auch auf privaten Lehrstellenportalen wie z.B. YOUSTY.ch und GATEWAY-JUNIOR.org publiziert.


Wozu eigentlich ein Lehrstellennachweis?

Alle Schüler*innen sollen die gleiche Chance haben, von einer Lehrstelle zu erfahren und sich darauf zu bewerben.
Umgekehrt sollen Ausbildungsbetriebe ihre Lehrstellen gleichzeitig und gleichwertig ausschreiben können. Keine Lehrstelle soll andere Lehrstellen überragen.

Dafür sorgt eine zentrale, einheitliche und neutrale Lehrstellenliste.


Zwiespältige Verlockung: Nicht zu voreilig

Jeder Ausbildungsbetrieb versucht, die besten Schüler*innen für sich zu gewinnen.
Er ist versucht, seine Lehrstellen aus der Masse herauszuheben und früher als andere Ausbildungsbetriebe zu veröffentlichen.

Das heisst umgekehrt, dass sich Schüler*innen gedrängt sehen, sich früher für einen Lehrberuf entscheiden und sich auf eine Lehrstelle bewerben zu müssen.

Sich als Schüler*in frühzeitig einen Ausbildungsplatz zu sichern beziehungsweise sich als Lehrbetrieb vorzeitig eine/n Lernenden zu sichern, ist verlockend, doch nur auf den ersten Blick.

Auf den zweiten Blick sind Nachteile damit verknüpft.
  • So hat ein Lehrbetrieb meistens noch zu wenig Informationen über Schüler*innen (z.B. Schulnoten, Schnupperlehrberichte). 
  • Umgekehrt haben auch Schüler*innen sich häufig noch nicht genügend mit der Berufswahl auseinandergesetzt und kennen sich noch zu wenig über Lehrberufe aus.

Die Folge dieses Wettlauf mit der Zeit sind zu voreilig unterschriebene Lehrverträge und später Lehrabbrüche.


Ausschreibungszeitpunkt von Lehrstellen

Ein einheitlicher Ausschreibungszeitpunkt von Lehrstellen verhindert voreilige Lehrstellenbesetzungen (Schnellschüsse). Der Lehrstellenachweis beugt hier vor: Lehrstellen, welche im August 2020 beginnen, können daher im Lehrstellennachweis LENA erst ab August 2019 publiziert werden.


Wege, sich von anderen Ausbildungsbetrieben abzuheben

Im Lehrstellenachweis LENA können sich Lehrbetriebe also weder von anderen Ausbildungsunternehmen abheben noch ihre Lehrstellen früher veröffentlichen oder prominenter platzieren.

Lehrbetriebe,
  • welche sich als Ausbildungsbetrieb herausstreichen möchten,
  • darauf hinweisen möchten, dass sie schon länger Lehrstellen anbieten oder 
  • ihre Lehrstellen in besonderem Masse hervorheben möchten, 
können dies beispielsweise durch Werbung auf privaten Lehrstellenplattformen wie YOUSTY.ch  machen oder auf der Unternehmenswebseite oder in Zeitungen/Zeitschriften für ihre Lehrstellen werben. Sie können ihre Werbung vor dem eigentlichen Ausschreibungszeitpunkt für Lehrstellen im Lehrstellennachweis schalten.





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