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15.02.23

Alles eine Frage des Anstands

Mit Anstand in der Lehre punkten 




Alarm

Lehrbetriebe schlagen Alarm: Immer mehr Auszubildende fehle es an Anstand und Manieren. 

Einige Lehrbetriebe bemängeln, dass Lernende am Arbeitsplatz kein angemessenes Verhalten und Auftreten mehr zeigen. Angeblich hat die Erziehung der Eltern versagt. Auch die von Schulen erbrachte Erziehungsarbeit stösst an ihre Grenzen. 

Jetzt sollen Lernende in den Kniggekurs. 

Werden Lernende zurecht an den Pranger gestellt? Übertreiben die Ausbildungsunternehmen?

Übertreibung?

Solche Anwürfe bergen die Gefahr, zu verallgemeinern und alle Jugendliche in einen Topf zu werfen. Die Mehrheit der Jugendlichen verhält sich nämlich, wie es sich in einem Lehrbeschäftigungsverhältnis geziemt. Zudem dürfen Jugendliche durchaus auch mal Fehler machen, ohne diese gleich aufzubauschen. 

Wo Lehrbetriebe allerdings nicht darüber hinwegschauen können, sind, wenn grundsätzliche Verhaltensweisen und Gepflogenheiten nicht beachtet werden. 

In solchen Fällen, soll ein Kniggekurs helfen, die Jugendlichen mit den Anforderungen an Lernende vertraut zu machen.

Kniggekurs

In einem Anstandskurs werden folgende Bereiche angesprochen:

  • Begrüssung
    Den Lernenden wird aufgezeigt, wie Arbeitskolleginnen, Berufsausbildner, Führungspersonen und Kunden begrüsst werden. 
  • Umgangsformen
    Die Umgangsformen werden auf den Prüfstand gestellt. Dabei wird ein respektvoller Umgang mit Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen geübt. Das Verständnis für Führungshierarchien wird gestärkt. Die Beziehung Lernende zu Kundinnen und Kunden wird angesprochen.
  • Kommunikation
    Die Kommunikation betrifft die Nutzung der richtigen Anrede und die Wortwahl in einem persönlichen Gespräch, Telefonat oder per E-Mail. 
  • Kleiderwahl
    Die Teilnehmer:innen lernen welche Kleidung angebracht ist. 
  • Sauberkeit am Arbeitsplatz
    Auch der Arbeitsplatz ist ein Feld, dass beackert wird. Hier geht es darum, dass der Arbeitsplatz ordentlich gehalten, der Schreibtisch, die Werkbank regelmässig aufgeräumt wird,  sowie Gläser und Verpackungsmüll in der Küche/Kantine abgeräumt werden.
  • Hygiene
    Die eigene Körperhygiene und das äussere Erscheinungsbild werden auch thematisiert. 

Unter anderem mit Rollenspielen und Videoanalysen wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihr Fehlverhalten aufgezeigt. In der Gruppe werden Lösungsansätze erarbeitet und praktisch angewandt. 

Vorteil

Du bist davon betroffen?

  • Klar sind solche Mängelhinweise nicht gerade leicht zu verdauen, wenn du damit konfrontiert wirst (es geht übrigens nicht darum, dass du blossgestellt werden sollst). 
  • Fasse es als Teil deines Lern- und Reifeprozesses auf.  Du kannst dir nämlich eine Menge Ärger ersparen, wenn du diese Verbesserungsvorschläge aufgreifst. 

Falls es dich nicht betrifft, kannst du bei Bewerbungen für eine Lehrstelle und während der beruflichen Grundbildung mit Anstand punkten. Jeder Lehrbetrieb wünscht sich Lernende, die wissen, worauf es bei einer Berufslehre ankommt.

Keine Einbahnstrasse

Und wer jetzt meint, mit Anstand und Umgangsformen seien nur Jugendlichen angesprochen, der liegt falsch. 

Manche Kunden, Berufsausbildnerinnen, Führungskräfte und Arbeitskolleginnen, sind auch nicht immer gerade die besten Vorbilder. Hier darfst du sie als Lernende:r ruhig darauf ansprechen. Du musst solche Entgleisungen nicht einfach erdulden. Anstand und Respekt sind nämlich keine Einbahnstrasse.





15.01.23

Lehre abbrechen - eine Katastrophe?

Die Notbremse ziehen?



In der Sackgasse?

Hat dich die Berufslehre auf dem falschen Fuss erwischt? Überlegst du dir, deine Berufsausbildung abzubrechen?

Vorneweg: Wer eine Lehre abbricht, muss sich nicht als Versager oder Versagerin fühlen. Eine Lehre abzubrechen ist kein Weltuntergang. Jährlich brechen (leider) fast 25 Prozent der Lernenden ihre berufliche Grundbildung ab. 

Die Gründe für einen Lehrabbruch sind vielfältig. Die Lehrabbrecher und Lehrabbrecherinnen 

  • haben sich zum Lehrberuf andere Vorstellungen gemacht
  • haben ihre eigenen Interessen und Kompetenzen falsch eingeschätzt (deshalb sind Schnupperlehren so wichtig).
  • haben Bedingungen im Lehrbetrieb vorgefunden, die so bei den Bewerbungsgesprächen nicht ersichtlich waren.
  • haben sich im Laufe der Zeit nicht mehr mit den Berufsbildungsverantwortlichen im Ausbildungsunternehmen verstanden.


Der Ausweg

Bevor du ein Lehrverhältnis auflöst, solltest du dir klar darüber sein, dass diese Entscheidung einschneidend ist. 

Du solltest zuerst einmal die Folgen eines Lehrabbruchs gegen die Fortführung der Lehre gegeneinander abwägen. 

Vielleicht ziehst du nämlich die nicht so prickelnde Lehre einfach durch und machst erst danach einen Berufswechsel? Mit diesem Vorgehen kannst du einen eidgenössisch anerkannten Berufsabschluss vorweisen und stehst nicht schlimmstenfalls ohne abgeschlossene Ausbildung da. 

Hältst du es allerdings nicht mehr aus, solltest du die Notbremse ziehen. Ein Lehrabbruch ist an sich keine Katastrophe. Schwierig wird es erst, wenn du voreilig deine Lehre abbrichst und du keine Folgelösung vorweisen kannst. 

Gefällt dir der Lehrberuf nicht (mehr), ist eine Lehre in einem anderen Berufsfeld der Weg aus der Krise. Kommst du im Lehrbetrieb nicht (mehr) klar, solltest du dich nach einem anderen Ausbildungsunternehmen umsehen.

Übrigens: Die meisten  der Lehrabbrecher und Lehrabbrecherinnen finden eine Lösung und schliessen eine Lehre ab. 



15.07.22

Der Lehrvertrag

 Der Lehrvertrag




Bestandteile eines Lehrvertrags

Der Lehrvertrag ist die Grundvoraussetzung, eine Lehrstelle bei einem Ausbildungsunternehmen antreten zu können.

Der Lehrvertrag wird unterschrieben, bevor die obligatorische Schulzeit beendet ist, jedoch vor dem Lehrstellenantritt. 

Aber wie ist eigentlich ein Lehrvertrag aufgebaut? 

Welche Bestandteile enthält ein Lehrvertrag?

Folgende Bestandteile sind erforderlich, damit du deine Lehre reibungslos beginnen kannst:

  • Lehrvertragsnummer, Lehrbetriebsnummer, Typ berufliche Grundbildung (EBA, EFZ)
  • Daten Lehrbetrieb
  • Angaben zu lernender Person (inklusive AHV-Nummer, Ausländerausweis (Niederlassung, Status)
  • Angaben zu gesetzlicher Vertretung
  • Berufsbezeichnung, Bildungsdauer, Probezeitdauer
  • Angaben zum Lehrbetrieb (verantwortliche/r Berufsbildner:in im Lehrberuf
  • Berufsfachschule, Berufsmaturität, überbetriebliche Kurse (üK)
  • Entschädigung (Lohn)
  • Arbeitszeit
  • Lohn
  • Berufsnotwendige Beschaffungen (z.B. Werkzeuge, Berufskleider) und Kostenübernahme
  • Versicherungen (Unfallversicherung, Krankentaggeldversicherung)
  • Beilagen zum Lehrvertrag, Regelungen
  • Eingabefelder für Änderung Bildungsdauer oder Auflösung des Lehrvertrags
  • Unterschriften
  • Genehmigung kantonale Behörde (kantonales Berufsbildungs- und Mittelschulamt / Berufsinspektorat)

Sieh dir eine Mustervorlage eines Lehrvertrags an:
Muster-Lehrvertrag.pdf


Lehrbetriebsportal: Beispiel Mittelschul- und Berufsbildungsamt Kanton Bern

Im Kanton Bern können Lehrbetriebe Lehrverträge papierlos, d.h. online erfassen, einreichen und genehmigen lassen (Lehrvertragsmanagement).
Zusätzlich können auch die Daten zum Ausbildungsunternehmen und zu den Berufsbildner:innen verwaltet und mutiert werden.
www.be.ch/lehrbetriebsportal.ch 


Auf der Webseite www.BEWERBUNGSABLAUF.ch findest du alle Einzelheiten zu einem Lehrvertrag




15.03.22

Rekrutenschule, Militärdienst, Zivildienst während oder nach der Berufslehre

Rekrutenschule, Militärdienst oder Zivildienst während oder nach der Berufslehre




Pflicht zum Militärdienst

Grundsätzlich sind alle männlichen Schweizer Staatsangehörigen militärdienstpflichtig und müssen die Rekrutenschule absolvieren. Der Militärdienst ist also Pflicht. Dabei gilt die gesetzliche Militärdienstpflicht auch während der beruflichen Grundbildung.

Schweizerinnen dagegen können freiwillig Militärdienst leisten.


Zeitpunkt Rekrutenschule

Die Rekrutenschule fällt in den Zeitpunkt, an dem die (erste) berufliche Grundbildung abgeschlossen wird. Der Abschluss dieser beruflichen Erstausbildung hat dabei Vorrang vor der militärischen Ausbildung. 

Lehrabgänger:innen müssen damit rechnen, dass sie vor Beginn der Rekrutenschule (RS) keine Stelle finden, um die Zeit zwischen bestandenem Abschlussprüfung und Rekrutenschule zu überbrücken. 


Rekrutenschule

Der Beginn der Rekrutenschule wird während der Rekrutierung (Aushebung für Militärdienst) festgelegt.

Die Rekrutenschule kann auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. 

Die Rekrutenschule dauert 18 Wochen (mit wenigen Ausnahmen) und in der Regel von

  • Januar bis Mai: Kalenderwochen 3 bis 20
  • Juni bis Oktober: Kalenderwochen 26 bis 43

Der Abschluss der beruflichen Grundbildung erfolgt spätestens in der Kalenderwoche 25.

Rekrutenschule nach Abschluss der Berufslehre

Im Normalfall schliesst sich die Rekrutenschule an den Abschluss der Berufslehre an. 

  • Befindet sich die lernende Person im letzten Lehrjahr, kann die Rekrutenschule, welche nach Abschluss der Berufslehre beginnt, nicht verschoben werden.
  • Die Lehrverträge sind mehrheitlich auf Ende Juli / Mitte August terminiert. Dies bedingt Flexibilität aufseiten der Armee und aufseiten der Lehrbetriebe – zugunsten der Lernenden.
  • Sofern die lernende Person das Qualifikationsverfahren abgeschlossen hat, kann sie vor Abschluss der beruflichen Grundbildung in die Rekrutenschule einrücken. Die Lehrbetriebe können unterstützen, indem sie ihre Lernenden so freistellen, dass diese ihre militärische Grundausbildung in der Kalenderwoche 26 beginnen können.

Rekrutenschule während fortlaufender Berufslehre

Wer vor oder zu Beginn der Rekrutenschule erfährt, dass er/sie eine oder mehrere Prüfungen nicht bestanden hat, kann einen Antrag auf Verschiebung oder Unterbrechung des Militärdienstes stellen, um die Lehrabschluss- bzw. Maturaprüfungen zu wiederholen.

Die berufliche Grundbildung und die Rekrutenschule können sich zeitlich überschneiden:
Dabei sind folgende Varianten möglich:
  • Qualifikationsverfahren bestanden, vertragliche Lehrzeit noch nicht beendet:
    Sofern die lernende Person das Qualifikationsverfahren abgeschlossen hat, kann sie vor Abschluss der beruflichen Grundbildung in die RS einrücken. Die restliche, vertraglich vereinbarte Lehrzeit muss nicht nachgeholt werden.
  • Abschlussprüfung Berufslehre während der Rekrutenschule:
    Lernende werden für die Teilnahme an Abschlussprüfungen wie auch an offiziellen Lehrabschlussfeiern von der Rekrutenschule beurlaubt.
  • Qualifikationsverfahren nicht bestanden (WK-Modell):
    Eine lernende Person tritt die RS an, hat die Abschlussprüfung aber nicht bestanden.
    • Ist es möglich, das Qualifikationsverfahren ohne Besuch des Berufsfachschulunterrichts ein Jahr später zu wiederholen, kann die lernende Person die RS antreten.
    • Muss die lernende Person die Berufsfachschule weiterhin besuchen, kann sie die begonnene RS abbrechen und nach der Wiederholungsprüfung erneut starten. 
  • Lehrabschlussprüfung nicht bestanden (Durchdiener-Modell):
    Beginnt eine lernende Person die Rekrutenschule im Durchdiener-Modell (Dauer: zehn Monate) und hat sie die Abschlussprüfung aber nicht bestanden, muss sie sich, um an der Prüfung des folgenden Jahres teilzunehmen, bis Ende September bei der zuständigen Fachstelle Qualifikationsverfahren melden (Sitz des Lehrbetriebs ist massgebend).


Zivildienst

Eine Option zum Militärdienst ist der Zivildienst. Nach Zivildienstgesetz muss aber 1,5-mal so lange Zivildienst wie Militärdienst geleistet werden.

Die Dauer des zivilen Ersatzdienstes beträgt also das 1,5-Fache der üblichen militärischen Dienstpflicht.

Gleich wie beim Militärdienst besteht auch beim Zivildienst eine Pflicht zur Dienstleistung. Im Falle einer noch nicht abgeschlossenen Berufslehre müssen die Einsätze deshalb mit der Ausbildung koordiniert werden. 

Lernende Personen, welche aus bestimmten Gründen keinen Militärdienst leisten können, müssen ein Gesuch für einen zivilen Ersatzdienst stellen.


Weitere Informationen und Quellennachweis:

BEROF.ch 

BERUFSBILDUNG.ch

ZIVI.ADMIN.ch

PROJUVENTUTE.ch

VBAO.ch 



15.02.22

PrA: Praktische Ausbildung für alle mit Lernschwierigkeiten

PrA, das niederschwellige berufliche Gundbildungsangebot




Was bedeutet PrA?


PrA steht für Praktische Ausbildung. 

Sie richtet sich an Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, die noch keinen Zugang zu einem anerkannten Berufsabschluss (EBA, EFZ) haben.
  • Als niederschwelliges Bildungsangebot ist auch sie eine berufliche Grundbildung.
  • Sie ergänzt die beruflichen Grundbildungen und Berufsabschlüsse EBA und EFZ.
  • Sie fördert die berufliche Integration.

Momentan werden 80 PrA-Berufe angeboten. 
Hier findest du die Ausbildungsprogramme und Kompetenzprofile: Ausbildungsprogramme 

In der Schweiz ist die Organisation INSOS für die PrA verantwortlich. 
Sie ist es auch, die PrA-Ausbildungsstätten eine Bildungsbewilligung erteilt.


Wer kommt für eine PrA in Frage?


Die PrA richtet sich in erster Linie an Jugendliche, die die obligatorische Schule absolviert und Lernschwierigkeiten haben. 

Diese Jugendlichen erfüllen die Anforderungen (noch) nicht, um eine berufliche Grundbildung mit Eidgenössischem Berufsattest (EBA) oder Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) zu absolvieren.

Grundsätzlich steht die PrA allen Menschen offen, die keinen Zugang zu einem anerkannten Berufsabschluss (EBA, EFZ) haben; also nicht nur Jugendlichen.


Lernschwierigkeiten


Nicht alle Schülerinnen und Schüler tun sich während der obligatorischen Schulzeit gleich leicht beim Lernen. Niemand hat sich sein Leistungsvermögen selbst ausgesucht.

Gehörst du zu den Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten? 

Dann hast du vielleicht ein paar Hürden mehr zu nehmen als andere.

Wichtig ist, dass du während der PrA an dich glaubst, dich bei Unwägbarkeiten durchboxt und eifrig lernst. 

Mit der PrA schaffst du dir berufliche Perspektiven. So steht dir der Weg offen, eine Berufslehre EBA oder EFZ anzugehen.

Ohne Praktische Ausbildung (oder auch ohne Berufslehre) dagegen wirst du schnell abgehängt und ausgeschlossen. 


Welche beruflichen Aussichten hast du nach erfolgreicher PrA?


Nach einer abgeschlossenen Praktischen Ausbildung kannst du 
  • in das Arbeitsleben eintreten und deinen erlernten Beruf im ersten oder zweiten Arbeitsmarkt ausüben.
  • eine EBA- oder EFZ-Berufslehre beginnen
  • dich in einem Unternehmen oder in Bildungsinstitutionen weiterbilden.

PrA-Ausweis als Ausbildungsnachweis

Für alle Praktischen Ausbildungen (PrA) wird ein Ausweis ausgestellt.

Bei bestimmten PrA kannst du auch einen Individuellen Kompetenznachweis (IKN) erlangen. 
Dieser wird von den Organisationen der Arbeitswelt (OdA) der jeweiligen Berufe anerkannt.



Quellennachweis und weitere Informationen:





15.01.22

Lehrstellenmarkt Schweiz

 Lehrstellenmarkt Schweiz 



Angebot und Nachfrage von Lehrstellen

Fast zwei Drittel aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger wählen eine berufliche Grundbildung für die Ausbildung nach ihrer obligatorischen Schulzeit.

Sie fragen also Berufslehren nach. 

Wo eine Nachfrage besteht, muss auch ein Angebot vorhanden sein, um die Nachfrage zu decken. 

Hier kommen die Lehrbetriebe ins Spiel, die eben dieses Lehrstellenangebote schaffen. 


Stabiler Lehrstellenmarkt

Steigt die Zahl an Schulabgängerinnen und Schulabgängern muss folglich auch die Anzahl der Lehrstellen steigen, damit der Lehrstellenmarkt im Gleichgewicht bleibt. 

  • Allerdings sind Unternehmen nicht verpflichtet, Lehrstellen anzubieten.
    Der stabile Lehrstellenmarkt zeigt aber, dass viele unter ihnen Lehrberufe anbieten. Manche Branchen haben sogar Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu besetzen.
  • Umgekehrt bist du als Schülerin, Schüler nicht verpflichtet, ein Lehrstellenangebot anzunehmen.
    Es ist aber zu deinem Vorteil, wenn du deinen Blick weitest. So erfährst du von Lehrberufen, an die du sonst gar nie gedacht hättest (z.B.: www.kleinstberufe.ch). Beliebte Lehrberufe müssen übrigens nicht immer die für die geeignetsten Lehrberufe sein.


Unternehmen wollen sich Fachkräfte sichern

Unternehmen, die Lernende ausbilden, haben natürlich einen Hintergedanken: Sie betrachten eine Berufsbildung als Investition. Sie erzeugen so ihren eigenen Fachkräfte-Nachwuchs. 

Gerade im KMU-Bereich (also bei kleineren und mittleren Unternehmen) sind die meisten Führungskräfte den Weg über eine Berufslehre gegangen. Für sie ist ausbilden selbstverständlich. 

  • Sie wollen Wissen weitergeben. 
  • Ihnen ist klar, dass sie über die Berufsbildung genau diejenigen Fachkräfte erhalten, die sie in ihrem Unternehmen benötigen.


Du als Schülerin, Schüler willst die passende Lehrstelle

Du als Schüler, Schülerin verfolgst natürlich deine eigenen Ziele: Du möchtest dir die für dich passende Lehrstelle in deinem Lieblingslehrberuf schnappen. 

Dank vorheriger Schnupperlehre oder vorgängigem Informationstag gehst du auf die Lehrbetriebe zu, die dir eine optimale Ausbildung bieten.

Damit du nichts verpasst, solltest du die  Entwicklung des Lehrstellenmarkts im Auge behalten.


Die Webseite Lehrstellenpuls.ch

Die Webseite Lehrstellenpuls.ch deckt die Trends auf dem Lehrstellenmarkt auf: www.lehrstellenpuls.ch.

So gibt sie beispielsweise - nach Berufsgruppen getrennt - wieder, wie viele Lehrbetriebe weniger, gleich viel oder sogar mehr Lernende behalten. 

Ausserdem zeigt sie zukünftige Lehrstellen pro Berufsfeld (offene Lehrstellen gegenüber besetzten Lehrstellen).




15.09.21

Berufsmatura

Berufsmaturität - während oder nach der Berufslehre








Berufsmaturitätsschule 


Die Zahlen der Schülerinnen und Schüler, welche die Berufsmaturitätsschule (BMS) besuchen und abschliessen, nehmen stetig zu.

Die Berufsmaturitätsbildung ergänzt die berufliche Grundbildung mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Sie ermöglicht dir eine höhere Berufsbildung anzuhängen. 
  • So bereitet die Berufsmaturität (Berufsmatura, BM) auf das Bachelorstudium an einer Fachhochschule vor.
  • Mit einer Ergänzungsprüfung (Passarelle) ist sogar ein Studium an einer Universität oder ETH/EPF eine Option.
Die Berufsmatura kannst du während der regulären Lehrzeit (BM1) oder erst nach einem erfolgreichen Berufslehrabschluss (BM2) oder ohne BMS (BM3) direkt erwerben, entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend.

In jedem Fall muss die private oder öffentliche Berufsmaturitätsschule eidgenössisch anerkannt sein.

BM 1


Falls du schon zur Berufslehrzeit die BMS besuchen möchtest, solltest du den Ausbildungsbetrieb schon während der Bewerbung und vor der Lehrvertragsunterzeichnung darauf ansprechen.
Die Berufsmaturitätsausbildung ist ein Bestandteil deines Lehrvertrags.

BM2


Die BMS besuchst du in diesem Fall in der Regel direkt im Anschluss an deine berufliche Grundbildung.  Bist du schnell, schaffst du die BMS in 2 Semestern.

Voraussetzungen und Ausrichtung


Um die BMS besuchen zu können, musst du die Zulassungsbedingungen erfüllen und die, Aufnahmeverfahren des jeweiligen Kantons oder die Aufnahmeprüfung schaffen sowie die Anmeldungstermine beachten.
Für die BMS werden BM-Vorkurse angeboten, in denen du dich auf die BMS vorbereiten kannst.

Du kannst die BMS in mehreren Fachausrichtungen absolvieren. Diese unterscheiden sich in den Schwerpunktfächern.
Folgende Fachrichtungen sind möglich:
  • Technik, Architektur und Life Science
  • Natur, Landschaft und Lebensmittel
  • Wirtschaft und Dienstleistungen
  • Gestaltung und Kunst
  • Gesundheit und Soziales

Abschluss und Berufsperspektiven


Die Berufsmaturitätsschule wird mit einer Berufsmaturitätsprüfung abgeschlossen

Welche Berufsperspektiven und Weiterbildungsoptionen dir danach offen stehen, erfährst du auf bewerbungsablauf.ch

Alles zur Berufsmaturität





15.08.21

Zugang zu Bildung - trotz Beeinträchtigung

Jugendliche mit Einschränkungen - Nachteilsausgleich in der Lehre und in der Mittelschule




Nachteilsausgleich


Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen haben die gleichen Rechte auf eine berufliche Grundbildung oder Mittelschule wie alle anderen Schülerinnen und Schüler auch.

Erfüllen sie grundsätzlich die Voraussetzungen für die entsprechende Berufslehre oder Schule, haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich.
  • Der durch die Beeinträchtigung, d.h. Einschränkung entstehende Nachteil soll damit abgemildert oder aufgewogen werden. 
  • Somit verschafft ein Nachteilsausgleich auch diesen Jugendlichen einen Zugang für eine Berufslehre oder Schule ihrer Wahl. 
  • An den Lernzielen während der Ausbildung, einer Noten- oder Fächerdispensation oder den Prüfungsinhalten dagegen ändert sich gar nichts.

Beispiele von Beeinträchtigungen


Voraussetzung für einen Nachteilsausgleich ist eine körperliche, geistige oder psychische Behinderung, die sich auf die schulischen Leistungen auswirkt wie beispielsweise:
  • Sprachbehinderung
  • Körperbehinderung
  • Hörbehinderung
  • Sehbehinderung
  • Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
  • Lese- und Rechtschreibestörung (LRS)
  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Situationsabhängigkeit


Ein Nachteilsausgleich ist immer auf die jeweilige Situation, in der sich der/die Jugendliche befindet, abgestimmt. 

Je nach Einschränkung werden 
  • Zeitgutschriften gewährt, 
  • Lernmedien angepasst, 
  • zusätzliche Hilfsmittele (z.B. Computer, Laptop) erlaubt oder 
  • räumliche und bauliche Anpassungen vorgenommen. 

Keine Abstriche betreffend Leistungsniveau


Hast du eine Beeinträchtigung, darfst du hinsichtlich Ausbildung und Schule keine Sonderrechte und Ausnahmen erwarten.

Das in der Ausbildung geforderte Leistungsniveau gilt für alle Lernenden gleichermassen - unabhängig ob mit oder ohne Beeinträchtigung. 
  • Nicht zulässig sind eine Veränderung der Lernziele, eine Noten- oder Fächerdispensation oder eine inhaltliche Anpassung der Prüfungen. 
  • Möglich sind allerdings Anpassungen der Prüfungsform. So kann die Prüfungszeit verlängert werden oder schriftliche Prüfungen durch mündliche Prüfungen geleistet werden. 
Solltest du die geforderten Ansprüchen an die Berufslehre oder Schule trotz
Nachteilsausgleich nicht gerecht werden können, solltest du deine Berufswahl überdenken und neu ausrichten. 

Achte also schon während der Berufs- oder Schulwahl, ob du den Ausbildungszielen des Lehrberufs oder der Schule mit deinen Leistungsvoraussetzungen genügen kannst. 

Anspruchsberechtigung und Antrag auf Nachteilsausgleich


Damit dir eine Nachteilsausgleich gewährt wird, musst du ein Gutachten einer eidgenössisch anerkannten Fachperson einholen.
  • Gutachten, welche in der Volkschulzeit erstellt wurden, haben für die Lehre oder die Mittelschule keine Gültigkeit. 
  • Es muss in jedem Fall ein neues Gutachten für die Berufslehre oder Mittelschule erstellt werden.
Letztlich entscheidet die zuständige Bildungsinstitution, ob und in welcher Form ein Nachteilsausgleich erteilt wird. 

Jeder Nachteilsausgleich wird begründet und in einer schriftlichen Vereinbarung oder Verfügung festgehalten.

Keinen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich haben übrigens Schülerinnen und Schüler, die ungenügende Kenntnisse der Unterrichtssprache in der Berufsmittelschule oder Mittelschule vorweisen. In diesen Fällen werden spezifische Sprachförderungen angeboten.  

Gesuchsschwerpunkt


Absolvierst du eine Lehre, kannst du sowohl für die Aufnahmeverfahren, die Berufsfachschule, die Berufsmaturitätsschule, die überbetrieblichen Kurse, die betriebliche Bildung (Lehrbetrieb) als auch für das Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfung) einen Nachteilsausgleich beantragen. 

Für jeden Lernort muss ein separates Gesuch gestellt werden.

Bei den Gymnasien und den Fachmittelschulen kann der Nachteilsausgleich für die Aufnahmeprüfung, den eigentlichen Bildungsgang und die Abschlussprüfungen beantragt werden.

Auch hier ist für jeden Bereich ein separates Gesuch erforderlich. 

Informationen


Auf den Webseiten der jeweiligen Kantone findest du mit dem Suchbegriff 'Nachteilausgleich' weiterführende Informationen dazu. 

Darüber hinaus informieren die Berufsfachschulen zu Beginn der Ausbildung die Lernenden über die Optionen eines Nachteilsausgleichs.

Bei den Mittelschulen und den Berufsfachschulen gibt es eine verantwortliche Ansprechperson, die dir als Schülerin, als Schüler und deinen Eltern weiterhilft. 

Lehrabschlusszeugnis, Schulzeugnis


Ein Nachteilsausgleich wird übrigens im Zeugnis nicht vermerkt. Schliesslich werden ja die gleichen Leistungsmassstäbe an eine Lehre oder Schulbildung an dich gesetzt wie an Schülerinnen und Schülern ohne Beeinträchtigung. 

Da du die gleichen Leistungen erbringen musst, hast du gleichzeitig einen Vorteil: du wirst mit deinem Abschluss den anderen in nichts nachstehen. 





15.07.21

Start in die Berufslehre: So gelingt dir der Einstieg in die Lehrberufswelt

Dein Schritt von der Schule in der Lehre






Start beim Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule


Fast 25% der Lernenden brechen die Lehre vorzeitig ab. 
Wenn du als Schulabgänger:in in die Berufslehre startest, ist die Auflösung eines Lehrvertrags sicherlich nicht das erste, woran du denkst.

In einer Lehre wirst du Höhen und Tiefen durchlaufen. Vielleicht gibt es sogar eine Phase, in der du an deiner Lehrberufswahl zweifelst oder dich - vor allem zu Beginn -  fragst: 'Wie schaffe ich das alles?' So viele Informationen, die ich mir merken muss, so viele Anforderungen, die an mich gestellt werden. 

Wenn du vor Lehrbeginn die richtigen Vorkehrungen triffst, wirst du den Anfang deiner Berufslehre problemlos meistern. Ein Lehrabbruch wird dann nie Thema werden. 


Die Umstellung


Von der Schulbank mit freien Nachmittagen in den Lehrberufsalltag zu wechseln, erfordert von dir eine Umstellung. 

Du wirst im Verbund mit erfahrenen Arbeitskolleg:inn:en zu vorgegebenen Arbeitszeiten arbeiten. Die Arbeitstage, mit weniger Pausen, können lange werden.
Zusätzlich wirst du die Berufsfachschule besuchen und überbetriebliche Kurse belegen.

Dein Programm ist also dicht gedrängt mit Arbeiten und Lernen. Ausserdem hast du weniger Ferien.

In den ersten Wochen deiner Lehrzeit wirst du an deinem Lehrarbeitsplatz und in der Berufsfachschule mit Informationen überflutet werden. Viele neue Eindrücke werden auf dich herunter prasseln. Du lernst die Mitarbeitenden kennen und solltest dir deren Vor- und Nachnamen gleich merken (die/den Berufsbildungsverantwortliche:n kennst du ja schon). 
Du wirst deine zukünftigen Berufsfachschulkolleginnen und Lehrkräften der Schule kennenlernen.

Das kann zu Beginn schon mal echt zu viel werden. 

Es ist normal, dass dir am Anfang der Lehre alles zu überhitzen droht und dich die Informationen und Erlebnisse teilweise überfordern können.

Aber du bist ja nicht alleine. Besprich dich mit deinen Eltern, der/dem Berufsbildungsverantwortlichen oder Lernenden aus höheren Lehrjahren, wenn du den Überblick zu verlieren drohst.
Schalte ab und zu einen Gang zurück.


Gehe durchdacht vor


Jetzt zahlt sich erneut aus, dass du dich bei der Berufswahl sorgfältig vorbereitet hast und dich über den Lehrberuf ausgiebig informiert hast. 
 
Dank der Schnupperlehre weisst du auch bestens, worauf du dich bei deinem gewählten Lehrberuf einlässt und welche Bedingungen dich beim Arbeitgeber erwarten.  Durch sie und durch die Bewerbungsgespräche konntest du schon einen Einblick in das Ausbildungsunternehmen gewinnen. Die Arbeitsumgebung wird dir schon mal nicht unbekannt vorkommen. 

Vorausgesetzt du gehst geplant und vorausschauend vor, kann eigentlich nichts schiefgehen:
  • Wenn du dir die Zeit mit einem Zeitplan einteilst, wirst du schnell merken, dass du es schaffst, auch Zeit für Freizeitaktivitäten zu finden.
    Dieser Ausgleich neben Arbeit, Berufsschule und Lernen ist wichtig. 

  • Bei der Arbeit hilft es, wenn du dir Notizen zu neuen Arbeitsabläufen machst. Diese Anleitungen kannst du dann als Nachschlagewerk verwenden.

  • Statt an mehreren Aufgaben gleichzeitig zu arbeiten, ist es meist besser, sich auf eine zu konzentrieren und die Aufgaben der Reihe nach zu bearbeiten.

  • Versuche deine dir aufgetragenen Arbeitsaufgaben zuerst alleine zu erledigen. Bei Unklarheiten ist es aber nie falsch, zu fragen. 

  • In der Berufsfachschule gibt es Tage, an denen mehrere Prüfungen anstehen. Mach daher deine Hausaufgaben regelmässig - und nicht erst auf den letzten Drücker. So kommst du nicht unter Zeitdruck.

  • Erstelle eigene Zusammenfassungen, um den Stoff einer Prüfung kompakt überblicken und dich optimal darauf vorbereiten zu können.

  • Lege Zeitfenster fest, an denen du mal nichts für deine berufliche Grundbildung machst. Leg die Bücher auch mal auf die Seite, wenn es mal nicht so läuft. 
    Wenn du wieder in besserer Verfassung bist, holst du den Rückstand schnell wieder auf. 

  • Schiebe nichts vor dir her. Du solltest nichts erzwingen, aber durchaus auch mal dran bleiben, wenn es mal ein bisschen harzt. Manchmal kostet Lernen Überwindung, damit anzufangen und es läuft mit dem Lernen besser als gedacht, wenn du mal damit begonnen hast.

  • Erholung ist immer gut. Sorge auch dafür, dass du genügend Schlaf bekommst.


Offene Lehrstellen


Falls du zum Zeitpunkt 07.2021 noch keine Lehrstelle ergattern konntest: In der Schweiz sind noch zahlreiche Lehrstellen auf Lehrbeginn 2021 offen.  
Die Chancen sind also günstig, auch jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu finden.




15.06.21

Lohnnebenleistungen (Fringe Benefits)

Fringe Benefits während der Berufslehrzeit





Fringe Benefits sind Zusatzleistungen für Lernende

Immer mehr Lehrbetriebe gehen dazu über, ihren Lernenden zusätzlich zum Lohn, erfolgsunabhängige Lohnnebenleistungen zu entrichten. 

Diese sind Sachleistungen, die vom Ausbildungsunternehmen unentgeltlich oder verbilligt angeboten werden. 

Darunter fallen Vergünstigungen wie z.B. 

  • Gutscheine für Berufskleidung, Werkzeuge, Computer/Laptop, 
  • Kostenbeteiligung bei Bahnabonnementen, 
  • Kostenübernahmen für von der Berufsfachschule vorgeschriebenen Bücher
  • Kranken- und Unfallversicherungsverbilligungen,
  • zusätzliche Ferienwochen, 
  • Lernberatung, Nachhilfeangebote,
  • Beteiligung an Kosten von Sprachaufenthalten,
  • billigerer Materialbezug,
  • Vorbereitung auf die Teilnahme an Berufsmeisterschaften wie z.B. 'Swiss Skills'

Der Fachbegriff dafür ist Fringe Benefits. 

Dagegen ist ein Bonus eine leistungs- und erfolgsabhängige Zusatzvergütung zum Lohn. Spesen sind eine Entschädigung für berufliche Auslagen. 


Wozu entrichten Ausbildungsunternehmen solche Lohnnebenleistungen?

Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu besetzen. Für sie ist die Lernendenrekrutierung zu einer Herausforderung geworden.

Ein hoher Lohn während der Berufslehre reicht längst nicht mehr aus, um geeigneten Nachwuchs für sich zu gewinnen. 

Mit Fringe Benefits versuchen sie, Schülerinnen und Schüler für die ausgeschriebenen Lehrstellen und Lehrberufe noch mehr zu begeistern. Sie sind ein Mittel, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.


Verblendungsgefahr

Keine angehende Lernende, kein angehender Lernender ist Lohnnebenleistungen abgeneigt. Nicht ohne Grund sind sie bei Lernenden beliebt.

Als Schülerin oder Schüler solltest du dich allerdings nicht davon blenden lassen. 

Weder der Lohn noch Fringe Benefits können eine falsche Lehrberufswahl oder eine schlechte Unternehmenskultur oder einen Berufsbildungsverantwortlichen, mit dem du nicht klar kommst, wettmachen.

Zuallererst solltest du dich mit den Anforderungen des Lehrberufs und dem Ausbildungsunternehmen beschäftigen. Finde in einer Schnupperlehre und in den Bewerbungsgesprächen heraus, ob das Lehrstellenangebot für dich so passt. 

Behagen dir Lehrberuf und Lehrbetrieb, können Lohn und Lohnnebenleistungen die Wahl deiner Lehrstelle und des Lehrbetriebs beeinflussen.




15.02.21

Den für dich besten Ausbildungsbetrieb finden

 Wie findest du den für dich geeigneten Lehrbetrieb?



Lehrzeit

Du wirst einen grossen Anteil deiner Lehrzeit im Unternehmen, das dich ausbildet, verbringen. 

Es ist also entscheidend, dass du dich im Lehrbetrieb gut aufgehoben fühlst und du eine ordentliche berufliche Grundbildung erhältst.

Wie findest du heraus, dass Lehrbetrieb und du als Lernende/r zusammen passen?

Deinen Lehrbetrieb entschlüsseln

Zum Glück bieten die meisten Lehrbetriebe Schülern und Schülerinnen einen Schnuppertag oder eine Schnupperlehre an. 

  • Hier kannst du einen Arbeitsplatz direkt erleben und anderen Lernenden über die Schulter schauen. 
  • Du kannst dich bei Lernenden im Schnupperlehrbetrieb erkundigen und sie fragen, was ihnen am Lehrberuf und Lehrbetrieb gefällt und was weniger. 
  • Du lernst die Berufsbildungsverantwortlichen kennen.
  • Du erfährst mehr über die Unternehmenskultur und erlebst die Arbeitsatmosphäre.
  • Du lernst das Team kennen, in dem du arbeiten würdest. 

Während einer Schnupperlehre prasseln eine Menge Eindrücke auf dich herab. Entscheidend ist, wie du diese Eindrück einordnest. Lass sie setzen.

Du solltest dich jedoch nicht alleine darauf verlassen. Versuche, deine Erlebnisse und Erfahrungen einheitlich anhand von Bewertungskriterien auszuwerten (das machen die Schnupperlehrbetriebe übrigens mit dem Schnupperlehrbericht auch; hier ein Beispiel). 

Mit diesen Bewertungskriterien hast du eine Grundlage, Lehrbetriebe miteinander zu vergleichen. 

Bewertungskriterien

Untersuchungen zeigen, dass der Lohn während der beruflichen Grundbildung bei Lernenden nicht entscheidend ist.

Eine bedeutendere Rolle, wie eine Berufslehrzeit und ein Lehrbetrieb benotet werden, spielen

  • Respekt der Mitarbeitenden,
  • die Berufsausbildner, der Berufsbildner,
  • Betreuung durch Berufsbildner, Aufmerksamkeit und Unterstützung seitens Berufsbildungsverantwortlichen (Betreuung am Arbeitsplatz, Lernen),
  • die Arbeitszeiten, 
  • die Arbeitsatmosphäre, 
  • Stimmung am Arbeitsplatz,
  • Zusammenarbeit im Team,
  • die Arbeitsaufgaben und 
  • die Abwechslung der Arbeitstätigkeiten. 

Genau auf diese Bewertungskriterien setzen Lernende an, die ihren Lehrbetrieb benoten. Mit diesen Kriterien solltest du einen vielleicht zukünftigen Lehrbetrieb vorab abprüfen. 

Hinweise dazu liefert übrigens auch die Unternehmenswebseite. Ebenso aufschlussreiche Erkenntnisse kannst du während eines Bewerbungsgesprächs gewinnen.

Jede Frage bringt mehr Klarheit

Die Zauberformel heisst Fragen stellen und hinterfragen: Bereite im Vorfeld der Schnupperlehre oder des Bewerbungsgesprächs Fragen zum Lehrbetrieb vor. Schaue hinter die Kulissen.

Diesen gehst du dann selber nach, beantwortest du dir also selber oder du richtest sie an die Berufsbildungsverantwortlichen und die Lernenden. 

Die Antworten dazu geben nicht nur Aufschluss über die Arbeitsbedingungen und Abläufe ihm Lehrbetrieb. Sie zeigen dir auch auf , ob du mit den Mitarbeitenden im Lehrbetrieb klarkommen könntest. 

Die Wahrheit liegt im Lehrbetrieb

Natürlich wirst du erst während der Lehrzeit erfahren, wie es wirklich ist, im Lehrbetrieb zu arbeiten. 
Du kannst nicht alles vorhersehen.

Gehst du vor deiner Lehre gezielt anhand von Bewertungskriterien vor, kannst du dir ein realistischeres Bild des Lehrbetriebs erarbeiten. 

  • Du vermeidest, dass du dich zu schnell für einen Lehrbetrieb entscheidest.
  • Ausserdem lässt du dich nicht so leicht blenden.







15.01.21

Lehrstellenverbund

 Die Berufslehre im Verbund



Die Lehre in mehreren Lehrbetrieben

Viele verbinden eine Berufslehre mit einer Ausbildung in einem einzigen Lehrbetrieb. 

Lernende können eine Lehre allerdings auch in mehreren Ausbildungsbetrieben absolvieren. Diese Lehre heisst Berufslehre im Verbund oder Verbundlehre.

  • Im Unterschied zu einer herkömmlichen Lehre verbringen die Lernenden während ihrer Verbundlehre ihre Lehrzeit in mehreren Lehrbetrieben. 
  • Sie durchlaufen ihre Lehrjahre folglich in verschiedenen, voneinander unabhängigen Lehrbetrieben.
Da die Lernenden ihre Gesamtlehrzeit nicht in einem einzigen Lehrbetrieb verbinden, können sie in verschiedene Unternehmen Einblick gewinnen, unterschiedliche Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen kennenlernen. 

Die Lernenden erhalten so eine vielseitige und breite berufliche Grundbildung.

Wieso gibt es einen Lehrstellenverbund?

Nicht jedes Unternehmen, welches Berufslehren anbietet, kann seinen Lernenden eine ganzheitliche Ausbildung anbieten. 

  • Manche sind von der Grösse her zu klein, um die Ausbildung alleine stemmen zu können. 
  • Andere haben sich auf ein Fachgebiet spezialisiert und können Lernenden nicht die ganze Bandbreite des Lehrberufs zeigen.

Hier springt der Lehrstellenverbund ein. In diesem Verbund schliessen sich Lehrbetriebe zusammen.

Dieser Lehrbetriebsverbund dieser Partnerbetriebe übernimmt dabei die administrativen und organisatorischen Aufgaben, schult die Praxisausbildner, führt neue Lehrberufe ein oder erstellt einen Lehrfahrplan. 

Vorteile für dich

Während der Lehrzeit innerhalb eines Lehrstellenverbundes wechselst du die Lehrbetriebe. Damit zeigst du, dass du dich flexibel auf neue Umgebungen einstellen kannst und in einem neuen Umfeld dein Wissen einbringen und erweitern kannst. 

Mit jedem Wechsel fällt es dir leichter, dich an neue Mitarbeitende und Berufsbildner/-innen  und Arbeitsbedingungen zu gewöhnen. Du wechselst schliesslich nicht deinen Lehrberuf, sondern nur den Ausbildungsbetrieb. 

Bei der ersten Stelle nach deiner abgeschlossenen Berufslehre wirst du von diesen Erfahrungen profitieren. Du wirst dich schneller an die neuen Arbeitsverhältnisse gewöhnen.

Der Lehrstellenverbund hilft dir übrigens auch nach Unterzeichnung des Lehrvertrags: 
  • Du erhältst während der Lehre Unterstützung bei den Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen.
  • Zusätzlich greift er dir unter die Arme, wenn Ereignisse im privaten oder beruflichen Umfeld das Lehrverhältnis beeinflussen. 
  • Du profitierst von Veranstaltungen und Kursen, von Bewerbungscoachings und Unterstützung bei der Stellensuche nach der Lehre.

Der Verein Netzwerk LBV

Die Lehrbetriebsverbünde sind in einem Verein Netzwerk LBV organisiert: www.netzwerk-lbv.ch.




15.10.20

Der Lohn ist nicht entscheidend bei der Berufswahl, oder doch?

Der Lohn in der Berufslehre



Bestimmt der Lohn die Berufswahl?

Lassen sich Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl durch den Lohn blenden oder folgen sie ihren Interessen?

Die Lohnunterschiede verschiedener Lehrberufe sind gross. 

  • Ein Unterschied im 1. Ausbildungsjahr hebt sich auch im 3. oder 4. Lehrjahr nicht mehr auf. 
  • Wer mit einem tiefen Lohn einsteigt, dessen Lohn bleibt während der gesamten Lehrzeit tiefer. 

Diese Lohnschere bleibt normalerweise auch nach der Lehre bestehen. Sie beginnt sich erst mit einer Weiterbildung, einer Führungsfunktion oder einer Spezialisierung zu schliessen.

Auf diesem Hintergrund ist die Versuchung gegeben, bei der Berufswahl zu fest auf den Lohn zu schielen.

Trotzdem sollte deine Berufswahl nicht zu stark vom Lehrlingslohn beeinflusst werden. 
Wieso eigentlich nicht?


Ein tieferer Lehrlingslohn ist kein Ausschlusskriterium

Ein tiefer Lehrlingslohn lässt die eine oder andere Schülerin, den einen oder anderen Schüler leicht die Nase rümpfen. Er hält sie/ihn ab, sich den Lehrberuf genauer anzuschauen. 

Das ist nachvollziehbar, aber nicht immer verständlich und klug: Was bringt dir ein Lehrberuf, in dem du zwar mehr verdienst, der dir aber eigentlich gar nicht behagt? 

Bei der Wahl des Lehrberufs sollten deine Interessen und deine Neigungen klar im Vordergrund stehen.

Überlege mal: 
Eine Berufslehre, die dir zusagt, absolvierst du in Windeseile. Eine Berufslehre, die du nur wegen des Lohns machst, kann sich in die Länge ziehen.
Es ist sicherlich keine prickelnde Vorstellung, sich durch eine öde Berufslehre zu schleppen, nur weil du einen höheren Lehrlingslohn verdienst.


Wie viel Lohn erhalten Lernenden in den einzelnen Berufslehren?

Im Lohnbuch der Schweiz findest du die Antwort. Es wird von der Volkswirtschaftsdirektion (Amt für Wirtschaft und Arbeit) des Kanton Zürich herausgegeben (www.zh.ch).

Das Lohnbuch nennt die gesamtschweizerisch empfohlenen Löhne von Lernenden in den einzelnen Ausbildungslehrjahren. 

  • Es deckt auf, dass die Löhne abhängig von der Berufsbranche und dem Lehrberuf unterschiedlich ausfallen. 
  • Gleichzeitig zeigt es, dass es auch Unterschiede bei den Lohnsprüngen zwischen den Lehrjahren gibt. 
  • Der Lohnsprung gibt an, um viel der Lohn im folgenden Ausbildungsjahr gegenüber dem vorherigen Jahr steigt. 


Lohnverhandlungen vor und während der Berufslehre

Während der Lehre

Der Lohn in einem Beruf ist auch Verhandlungssache. Grundsätzlich hält sich jeder Berufszweig an Mindestlöhne und ortsübliche Löhne beziehungsweise an den Gesamtarbeitsvertrag. 

Die Lohnhöhe während der Berufslehre dagegen, ist nicht verhandelbar.  Der Lernendenlohn wird vom Ausbildungsunternehmen vorgegeben.

Berufseinstieg

Nach der Berufslehre kannst du durch eine geschickte Lohnverhandlung deinen Lohn mitbestimmen. 

  • Übernimmt dich der Ausbildungsbetrieb nach abgeschlossener Berufslehre, ist dir freigestellt, deinen Lohn zu verhandeln. 
  • Bewährst du dich in der Berufslehre, steigen deine Chancen, vom Ausbildungsunternehmen übernommen zu werden. Gleichzeitig bringst du dich in eine optimale Ausgangspositionen bei der Lohnverhandlung.
  • Einen Wechsel des Betriebs ist häufig auch mit einer Lohnerhöhung verbunden, wenn du geschickt verhandelst.

Mit einer entsprechenden Weiterbildung und Spezialisierung wird dein Lohn weiter steigen.


Link

Mehr zu Lohn während der Berufslehre
www.bewerbungsablauf.ch





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15.06.20

Schwierigere Lehrstellensuche

Schwierigere Lehrstellensuche für Schüler*innen mit schlechteren Schulnoten



Herausforderungen für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler

Die aktuelle wirtschaftliche Lage und die damit verbunden Unsicherheiten wirken sich auf die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze aus.

Die Zahl der angeboten Lehrstellen bricht in manchen Berufszweigen ein. Eine Entspannung ist erst später wieder in Sicht, wenn überhaupt. Gemäss dem Studienautor der Lehrstellenstudie, Stefan Wolter der Universität Bern, könnten in den nächsten 5 Jahren insgesamt 15'000 Ausbildungsplätze (EFZ, EBA) verloren gehen. 

Dieser Einbruch fällt in eine Zeit, in der die Anzahl Schulabgängerinnen und Schulabgänger wieder steigt.

Leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler mit schlechteren Schulnoten haben das Nachsehen. Für sie wird es schwierig eine Lehrstelle zu finden. Sie bleiben oftmals auf der Strecke.

Ein holpriger Weg steht bevor

Für Schülerinnen und Schülern mit schulischen Unzulänglichkeiten kann die Lehrstellensuche zu einem Kraftakt werden, mit ungewissem Ausgang.

Die meisten Unternehmen suchen nach den besten Schülerinnen und Schülern, die auch im Eignungstest bestens abgeschlossen haben (dabei vergessen sie mitunter, dass leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler nicht unbedingt schlechtere Lernende sein müssen). 

Fallen deine Schulnoten nicht so toll aus und hast du beim Grundlagentest nicht so gut abgeschnitten, musst du dich auf eine Durststrecke einstellen. 
Die Lehrstellensuche kann sich hinziehen. Du musst damit rechnen, dass du viele Bewerbungsabsagen erhältst. 

Gegenkurs geben

Deine Chancen, eine Lehrstelle zu ergattern, müssen trotzdem nicht schlecht sein. 
  • Du solltest dich nicht auf einen einzigen Beruf versteifen. Du solltest auch Berufe in Betracht ziehen, die bei dir nicht an erster Stelle gestanden sind.
  • In manchen Branchen und Berufsfeldern sind noch Lehrstellen frei. 
  • Nutze den Trend, dass es immer mehr unbesetzte Lehrstellen kurz vor Schuljahresende gibt, für dich aus.
  • Vielleicht überzeugst du mit handwerklichen Geschick und schaffst es, den Lehrbetrieb mit deiner Person und Persönlichkeit, für dich zu gewinnen (kluge Ausbildungsunternehmen wissen, dass du dich während der Lehre noch weiterentwickeln wirst; schon mancher Lehrling konnte seine schulischen Leistungen verbessern).
  • Wenn du schon in der Schnupperlehre gezeigt hast, was in dir steckt, steigerst du deine Chancen auf einen Lehrstellenplatz. 
  • Punkte mit besten Referenzen.
  • Frage in deinem Bekanntenkreis (z.B. im Sportklub) nach offenen Lehrstellen oder die/der deinen von dir angestrebten Lehrberuf schon ausübt.

In jedem Fall darfst du nicht den Kopf hängen lassen, wenn es mit der Lehrstellensuche nicht auf Anhieb klappt. 

Zwischenjahr

Solltest du einsehen müssen, dass eine Lehrstellensuche aussichtlos ist, solltest du dich nach einem Brückenangebot (10. Schuljahr, berufsvorbereitendes Schuljahr) oder einer Zwischenlösung (Sprach-/Austauschjahr) umschauen.

Während dieses Zwischenjahres solltest du dich schon wieder mit der Lehrstellensuche beschäftigen. 

Denke jedoch daran, dass du dich im nächsten Jahr mit den dann neuen Schulabgänger*innen messen musst.
Daher ist es gar nicht schlecht, wenn du dich direkt nach Schulabschluss nach alternativen Lehrberufen umschaust und dich darauf bewirbst.

Merke dir

Du darfst bei der Lehrstellensuche in keinem Fall eine falsche Zurückhaltung zeigen. 
Selbst schlechtere Schulnoten sind kein Grund, an dir zu zweifeln!  Schulnoten sind nur ein Teil, der deine Person ausmacht. Du bist viel mehr als die Schulnoten es widerspiegeln können. 

Du wirst dich während der Lehre weiter entwickeln. Vorbildliche Ausbildungsbetriebe berücksichtigen dies bei der Auswahl ihrer Lernenden.





15.03.20

Kurzarbeit und Lehre

Keine Kurzarbeitsentschädigung für Lernende





Schlechte wirtschaftliche Lage: Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung 

In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten brechen Aufträge schnell mal weg. Unternehmen geraten ins Strudeln. Sie kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben, da Einnahmen ausbleiben. Einige gehen sogar pleite.

Um nicht Mitarbeitende entlassen zu müssen, können Unternehmen - unter bestimmten Bedingungen - Anträge auf Kurzarbeitsentschädigung stellen.

Die Einführung von Kurzarbeit soll vorübergehende Beschäftigungseinbrüche ausgleichen und Arbeitsplätze erhalten. 
  • Der Arbeitgeber spart damit die Kosten. Er muss bei besserer Auftragslage nicht neue Mitarbeitende einarbeiten und betriebliches Wissen wieder aufbauen. 
  • Er kann ausserdem kurzfristig auf seine Arbeitskräfte zurückgreifen. 
Die wirtschaftliche Not darf nicht Schuld des Unternehmens sein, sonst entfällt dieser Anspruch.


Kurzarbeit

Kurzarbeit liegt vor, wenn
  • das Unternehmen vorübergehend die Arbeitszeit der Mitarbeitenden reduziert oder den Betrieb ganz einstellt und
  • es gleichzeitig in nicht von ihm zu verantwortende wirtschaftliche Not gerät und
  • der Arbeitsausfall mehr als 10 Prozent beträgt.
Die Massnahme gilt als Instrument in Krisenzeiten, um Arbeitsplätze zu erhalten.


Hast du als Lehrling Anspruch auf eine Kurzarbeitsentschädigung?

Grundsätzlich kann der Arbeitgeber nur für Arbeitnehmer, die in einem ungekündigten und unbefristeten Arbeitsverhältnis sind, Kurzarbeitsentschädigungen beantragen. 

In einer Berufslehre bist du in einem ungekündigten, jedoch zeitlich befristeten Arbeitsverhältnis. Daher haben Lernende keinen Anspruch auf diese Entschädigung. Ausserdem hat das Lehrverhältnis ausschliesslich Ausbildungscharakter.

Im besten Fall sorgt der Arbeitgeber dafür, dass 
  • seine Lernenden ihre Ausbildung gemäss Lehrplan einhalten und weiterführen können und 
  • ihr Lohn auch unter den Umständen der Kurzarbeit zu 100 Prozent bezahlt wird.
Gehe auf deinen Ausbildungsverantwortlichen zu und erkundige dich, wie es während der Phase der Kurzarbeit mit dir in der beruflichen Grundbildung weitergeht.


Informationen zu Kurzarbeit, Antrag, Kurzarbeitsentschädigungen

15.02.20

Zumutbare Arbeiten während der Lehre

Welche Arbeitstätigkeiten sind Lernenden zumutbar?





Gebot der Berufslehre

Grundsätzlich gilt das Gebot, dass Lernende Arbeitstätigkeiten nachgehen und Arbeitsaufgaben ausführen, die dem Lehrstellenprofil, dem Berufsbildungsplan des Lehrberufs und dem Lehrjahr entsprechen.

So die Theorie.

Hilfsarbeiten, die nicht zu einer Lehre gehören

Das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) deckt in einer Untersuchung auf, dass Lernende in zunehmendem Masse für Arbeiten eingesetzt werden, die sonst von ungelernten Arbeitskräften erledigt würden.

Zu solchen Hilfsarbeiten zählen beispielsweise Hilfsjobs wie

  • Tee/Kaffee bringen
  • Pflanzen giessen
  • den Abfallsack in den Container werfen
  • einen Einkauf zu tätigen
  • den Druckertoner auswechseln.


Reiben sich Lernende zu Recht daran und regen sie sich berechtigt darüber auf, wenn sie solche Hilfsjob ausführen müssen? Ja und nein.

Zumutbarkeit

Lernenden kann zugemutet werden, dass sie ab und zu solche Arbeitstätigkeiten erledigen.

Der Anteil dieser Arbeiten darf aber nicht Überhand nehmen. Denn dann würde das eigentliche Ziel der Berufslehre verfehlt: Die Lehre ist dafür vorgesehen, dass Lernende während dieser Lehrzeit zu einer Fachkraft in diesem Berufsfeld heranreifen.

Eine Frage des Masses

Hilfsjobs sind also weder verboten noch darf sie ein Lernender verweigern.

Es ist eine Frage des Masses.

Jeder Ausbildungsbetrieb hat  in der Rolle als Arbeitsgeber ein Weisungsrecht und darf solche Hilfsaufgaben anordnen. Er darf es aber nicht übertreiben. Er treibt es zu weit, wenn Lernende täglich und ständig solche Arbeiten erledigen müssten.

Wie sieht es bei dir aus?

Falls du den Eindruck hast, dass du nichts lernst und häufig solche Hilfsarbeiten verrichten musst, suchst du am besten zuerst das Gespräch mit deinem Berufsausbildner.

Bringt das nichts, wendest du dich an das Berufsbildungsamt in deinem Kanton.





15.03.19

Lehrabbruch

Lehrabbruch: Wie du das Risiko schon während der Berufswahl minimieren kannst






Wieso einen Gedanken während der Berufswahl über Lehrabruch verschwenden?

Die wenigsten Schüler*innen denken bei der Berufswahl schon an Lehrabbruch.

Kein Wunder, schliesslich bis du spätestens ab dem 8. Schuljahr mit der Schule, der Berufswahl und deinen Freizeitaktivitäten mehr als ausgelastet.

Dich treibt zuerst die Frage um, ob du eine Schulausbildung oder eine berufliche Grundbildung absolvieren sollst.

Falls du dich für eine Berufslehre begeisterst, kommen schon die nächsten Herausforderungen auf dich zu

  • Du musst dir einen Überblick über die angeboten Berufe (gegen 250 Lehrberufe in der Schweiz) verschaffen
  • Du musst die Berufe eingrenzen, die du genauer kennenlernen möchtest.
  • Du musst in Schnupperlehren diesen Berufen auf den Zahn fühlen.  

Je ausführlicher du dich mit einem Lehrberuf auseinandersetzt, umso mehr erfährst du nicht nur über dessen Vorteile, sondern auch über seine Schattenseiten.


Erteil einem Lehrabbruch schon während deiner Berufswahl eine Absage

Kennst du die Nachteile eines Lehrberufs, gewinnst du ein wirklichkeitsgetreueres Bild des Lehrberufs.

  • Du weisst besser, welche Arbeitsaufgaben auf dich zu kommen (Bild des Lehrberufs). 
  • Du wirst nicht erst bei Lehrbeginn von ihnen negativ überrascht.
  • Dir wird klarer, ob du die Anforderungen des Lehrberufs auch meistern kannst (z.B. einen  körperlich anstrengenden Beruf wie Plattenleger, Gleisbauer)
  • Du kannst besser abschätzen, ob du den schulischen Anforderungen gewachsen bist. 
  • Du entscheidest dich nicht so leichtfertig für einen Lehrberuf.

Genauso wichtig ist: Du verkleinerst die Wahrscheinlichkeit eines Lehrabbruch.


Ein Lehrabbruch kommt häufiger vor als du vielleicht denkst

Weisst du eigentlich, dass im Durchschnitt 20-45 % der Lernenden - abhängig vom Lehrberuf - der Lernenden ihre Lehre vorzeitig abgebrochen haben (Zeitraum über gesamte Berufslehre)?

Weisst du auch, dass in der Schweiz 20 – 25 % aller Lehrverträge frühzeitig aufgelöst werden; die meisten davon im ersten Ausbildungsjahr (Zeitraum 1. Berufslehrjahr)?

  • Lehrvertragsauflösungen bedeuten nicht immer einen Lehrabbruch
  • Lernende, die ihre Lehre nicht fortsetzen (d.h. nicht ins Berufsbildungssystem eingegliedert werden), enden ohne Ausbildungsabschluss.


Wie kommt eine hohe Lehrabbruchquote zustande?

Berufe mit einer hohen Lehrabbruchquote (z.B. Bodenleger, Coiffeuse, Koch) sind nicht unbedingt schlechter oder unattraktiver als Lehrberufe mit einer tieferen Abbruchrate.

Ein falsches Bild von einem Lehrberuf und Überforderung in der Lehre (z.B. Schulleistungen) führen zu Lehrabbrüchen.

  • Daran ist aber nicht unbedingt der Lehrberuf an sich schuld.
  • Und sie sind nicht alleine für eine hohe Abbruchquote verantwortlich. 

Auch der Lehrbetrieb, z.B. die Berufsbildner*innen können für einen Lehrabbruch verantwortlich sein.

  • Konflikte am Arbeitsplatz schlechte betriebliche und berufliche Ausbildungsbedingungen können dir die Lehrzeit vermiesen. 
  • Auch ein schlechtes Unternehmensklima oder die Berufsbildungsverantwortlichen können dir einen Strich durch die Rechnung machen

Nebenbei: Mit einer Schnupperlehre lernst du diese Berufsbildungsverantwortlichen und das Arbeitsumfeld am besten kennen.

Tipp

Wende für die Berufswahl, für Schnupperlehren und deine Lehrberufsentscheidung genügend Zeit auf. Dieser Aufwand zahlt sich für dich aus.
Du weisst, was auf dich im Lehrberuf zukommt und vermeidest so eher eine falsche Berufswahl und einen Lehrabbruch.

15.11.18

Berufslehre oder Gymnasium

Berufslehre oder Gymnasium? 





Ein Artikel in HRTODAY (08.11.2018) befasst sich mit der Frage, die viele Schüler*innen mit entsprechenden Schulleistungen umtreibt: Berufslehre oder Gymnasium?

Bei Eltern, Lehrpersonen und Schüler*innen ist die Ansicht weit verbreitet, das Gymnasium würde bessere berufliche Perspektiven in der Zukunft bieten.

Dabei geht manchmal vergessen, dass mit einer Berufslehre kein Weg verbaut ist.
Dank offenem und durchlässigem Berufsbildungssystem in der Schweiz ist - mit einer Berufsmaturität - selbst ein Studium an einer Hochschule/Universität nach einer Berufslehre nicht ausgeschlossen.

Nach der Lehre kann sogar die gymnasiale Matur nachgeholt werden (www.BEWERBUNGSABLAUF.ch/matur).

Gelegentlich wird unterschätzt, dass du als Lehrabgänger*in mit abgeschlossener beruflicher Grundbildung einen entscheidenden Vorteil hast: Du hast schon Arbeitserfahrung gesammelt und kannst während dem Studium Teilzeit in deinem Beruf arbeiten.

Bedenke mit: Ein akademischer Beruf ist nicht der einzige Weg, sein berufliches Glück zu finden (www.BEWERBUNGSABLAUF.ch/berufsperspektiven).

Den Artikel - und mehr Gründe für eine Berufslehre - findest du hier: http://blog.hrtoday.ch.

15.04.18

Der vermeintlich ideale Lehrbetrieb

Kratzen Schnupperlehren und Schnuppertage nur an der Oberfläche eines Lehrberufs?


Wie tief ist eigentlich der Einblick, den du während einer Schnupperlehre in einen Lehrberuf und einen Lehrbetrieb erhältst?

Welche Informationen du daraus gewinnst, hängt in hohem Masse von dir ab.




Berufsberater*innen und Lehrkräfte empfehlen Schülerinnen und Schülern in mehreren Berufsfeldern zu schnuppern.
Mehrere Schnupperlehren und -tage bringen Vorteile.

  • Du lernst mehrere Berufe kennen
  • Du blickst in die unterschiedlichsten Arbeitsumgebungen und -abteilungen hinein
  • Du lernst verschiedene Ausbildungsbetriebe und Unternehmenskulturen kennen
  • Du erfährst von den Bildungsverantwortlichen und Mitarbeitenden viel über den Berufsalltag

Diese Eindrücke erlauben dir, Vergleiche zwischen Lehrberufen und/oder Unternehmen zu ziehen.


Gehe gründlich vor, lass dich nicht blenden.

Tauche in den Lehrberuf ein, blicke auch hinter die Kulissen von Lehrberuf und Lehrbetrieb:

  • Mach dir während der Schnupperlehre oder während der Schnuppertage Notizen
  • Stelle der/dem Berufsbildner*in Fragen, auch über die Schattenseiten des Lehrberufs.
  • Fühle dem Lehrberuf, den Arbeitsbedingungen (z.B. Arbeitszeiten) und den Anforderungen der Berufsfachschule auf den Zahn.
  • Prüfe, ob dir die Arbeitsumgebung und die/der Berufsbildner*in passen (lass dich nicht vom Lernendenlohn beeindrucken).
  • Erstelle für jede Schnupperlehre einen Schnupperlehrbericht (diesen kannst du deiner Bewerbung beilegen).


Eine Lehre (EBA, EFZ) dauert 2-4 Jahre. Je besser du dich über den Lehrberuf und den Lehrbetrieb vorher erkundigst, desto

  • weniger erlebst du während der Lehre böse Überraschungen.
  • geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du deine Lehre abbrechen wirst.

Lass dich bei der Berufswahl nicht zu fest von deinen Kolleg*innen beeinflussen. Sprich mit Lernenden, die schon in der Lehre sind - am besten mit solchen des Lehrbetriebs, der dich anspricht.

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