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15.01.20

Berufslehre: Kosten-Nutzen - Verhältnis aus der Sicht von Ausbildungsunternehmen

Kosten-Nutzen -Verhältnis: Lohnt es sich, Lernende auszubilden?





Zahlt sich ein Lehrstellenangebot für Unternehmen aus?

Die Schweiz rühmt sich ihres dualen Berufsbildungssystem und der berufliche Grundbildung.

Berufliche Grundbildung bedingt Unternehmen, die Lehrstellen anbieten.

Dabei betrachtet jedes Unternehmen das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Lehrstellenangebots.
Es überlegt sich, ob sich die Ausbildung von Lernenden lohnt.

Die Kosten für eine Ausbildung unterscheiden sich zwischen Berufsbereichen und zwischen Unternehmen.

Das Angebot an Lehrstellen, welches die Nachfrage übersteigt, zeigt grundsätzlich, dass sich die Ausbildung für zwei Drittel der auszubildenden Unternehmen lohnt.

Für ein Drittel der Unternehmen geht die Rechnung nicht auf. Doch obschon die Kosten den Nutzen übersteigen, bilden sie trotzdem Lernende aus.

Wieso?


Kosten und Nutzen während der Lehre

Jeder Lernende verursacht während seiner Lehrzeit Kosten. Dazu zählen Lehrlingslohn, zeitliche Aufwendungen des Berufsbildners (Personalkosten), Materialkosten, Aufwendungen für Berufsfachschule, Übungen während der Arbeitszeit.

Umgekehrt bringt er mit seinen Arbeitsleistungen, d.h. seiner Arbeitskraft dem Unternehmen einen Nutzen.
  • Einerseits übt er Tätigkeiten aus, die sonst ungelernte Arbeitskräfte verrichten würden (Vorsicht: der Anteil dieser Tätigkeit muss klein gehalten werden, da ein Lehrverhältnis nicht darauf ausgerichtet ist!); 
  • andererseits führt er während der Lehrzeit immer mehr Arbeitstätigkeiten aus, die ein ausgebildete Fachkraft erledigt. 
Je mehr ein Lernender solche fachkraftbezogenen Tätigkeiten ausübt, umso produktiver wird er für den Ausbildungsbetrieb.

Übersteigt dieser Nutzen die Kosten, so gewinnt der Lehrbetrieb mit der Lehrlingsausbildung. Der Lernende bringt dem Unternehmen also mehr, als er kostet.

So viel verdienen Firmen an ihren Lehrlingen: www.tagesanzeiger.ch).



Eine solche Kosten-Nutzen-Abwägung greift allerdings zu kurz.
Es gibt nämlich auch Ausbildungsbetriebe, die aus dem Lehrverhältnis keinen Gewinn (aus Kosten-Nutzen-Sicht) erzielen und trotzdem Lernende ausbilden, z.B. im Bereich Informatik und Gastronomie.


Kosten und Nutzen unter Einbezug der Zeit nach der Berufslehre

Nicht in jedem Lehrberuf können Lernende in kurzer Zeit schon Tätigkeiten von ausgebildeten Berufstätigen übernehmen.

In einigen Berufsbranchen können Lernende zu Beginn noch nicht so viel einbringen. So zahlen die Lehrbetriebe während der Ausbildung mehr als sie an verrechenbarer Arbeitsleistung zurückbekommen.

Erst später können sie von den ausbildungsintensiven Lehrverhältnissen und hohen Ausbildungskosten profitieren.

Da sich die Lehrlingsausbildung also erst später auszahlen, ist sie für sie eine Investition in die Zukunft.
  • Sie rechnen damit, ihre Lernenden später im Unternehmen weiter zu beschäftigen. 
  • Diese Unternehmen versuchen, ihre Lehrabgänger vorzeitig an das Unternehmen zu binden.

Ausbildungsunternehmen und Nichtausbildungsunternehmen

Abgesehen von ein paar Berufszweigen und abhängig vom Unternehmen weisen Ausbildungsunternehmen also einen positiven Nettonutzen aus. Sie verdienen also an Lehrverhältnissen.

Investieren sie allerdings während dem Lehrverhältnis mehr als in der Lehrzeit zurück fliesst, zahlt sich diese Investition für sie bestenfalls erst nach dem Lehrverhältnis aus.
  • Mit der Ausbildung von Lernenden haben sie den Weg geebnet, ihre Arbeitsstellen aus den eigenen Reihen zu besetzen. 
  • Das erspart ihnen Aufwand, nach geeigneten Kandidaten ausserhalb des Unternehmens suchen zu müssen. 
  • Die eingesparten Personalrekrutierungskosten machen die Kosten (Nettokosten) der Ausbildung mehr als wett.
Gerade diese Ausbildungsunternehmen sollten sich aber in Acht nehmen vor Nichtausbildungsunternehmen.
  • Diese Unternehmen setzen sich auf die Lauer und versuchen, Lehrabgänger ab- beziehungsweise anzuwerben. 
  • Sie können bestens ausgebildete Mitarbeiter anheuern, ohne, dass sie sich um deren Ausbildung kümmern mussten.

Kosten-Nutzen Erhebung (OBS EHB): Studie

Das Observatorium für die Berufsbildung des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (OBS EHB) zeigt, in seiner Kosten-Nutzen-Erhebung auf, dass es sich für die meisten Lehrbetriebe lohnt, selbst Fachkräfte auszubilden, statt diese extern zu rekrutieren.
https://www.ehb.swiss/sites/default/files/obs_ehb_bericht_kosten-nutzen.pdf








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