15.03.19

Lehrabbruch

Lehrabbruch: Wie du das Risiko schon während der Berufswahl minimieren kannst






Wieso einen Gedanken während der Berufswahl über Lehrabruch verschwenden?

Die wenigsten Schüler*innen denken bei der Berufswahl schon an Lehrabbruch.

Kein Wunder, schliesslich bis du spätestens ab dem 8. Schuljahr mit der Schule, der Berufswahl und deinen Freizeitaktivitäten mehr als ausgelastet.

Dich treibt zuerst die Frage um, ob du eine Schulausbildung oder eine berufliche Grundbildung absolvieren sollst.

Falls du dich für eine Berufslehre begeisterst, kommen schon die nächsten Herausforderungen auf dich zu

  • Du musst dir einen Überblick über die angeboten Berufe (gegen 250 Lehrberufe in der Schweiz) verschaffen
  • Du musst die Berufe eingrenzen, die du genauer kennenlernen möchtest.
  • Du musst in Schnupperlehren diesen Berufen auf den Zahn fühlen.  

Je ausführlicher du dich mit einem Lehrberuf auseinandersetzt, umso mehr erfährst du nicht nur über dessen Vorteile, sondern auch über seine Schattenseiten.


Erteil einem Lehrabbruch schon während deiner Berufswahl eine Absage

Kennst du die Nachteile eines Lehrberufs, gewinnst du ein wirklichkeitsgetreueres Bild des Lehrberufs.

  • Du weisst besser, welche Arbeitsaufgaben auf dich zu kommen (Bild des Lehrberufs). 
  • Du wirst nicht erst bei Lehrbeginn von ihnen negativ überrascht.
  • Dir wird klarer, ob du die Anforderungen des Lehrberufs auch meistern kannst (z.B. einen  körperlich anstrengenden Beruf wie Plattenleger, Gleisbauer)
  • Du kannst besser abschätzen, ob du den schulischen Anforderungen gewachsen bist. 
  • Du entscheidest dich nicht so leichtfertig für einen Lehrberuf.

Genauso wichtig ist: Du verkleinerst die Wahrscheinlichkeit eines Lehrabbruch.


Ein Lehrabbruch kommt häufiger vor als du vielleicht denkst

Weisst du eigentlich, dass im Durchschnitt 20-45 % der Lernenden - abhängig vom Lehrberuf - der Lernenden ihre Lehre vorzeitig abgebrochen haben (Zeitraum über gesamte Berufslehre)?

Weisst du auch, dass in der Schweiz 20 – 25 % aller Lehrverträge frühzeitig aufgelöst werden; die meisten davon im ersten Ausbildungsjahr (Zeitraum 1. Berufslehrjahr)?

  • Lehrvertragsauflösungen bedeuten nicht immer einen Lehrabbruch
  • Lernende, die ihre Lehre nicht fortsetzen (d.h. nicht ins Berufsbildungssystem eingegliedert werden), enden ohne Ausbildungsabschluss.


Wie kommt eine hohe Lehrabbruchquote zustande?

Berufe mit einer hohen Lehrabbruchquote (z.B. Bodenleger, Coiffeuse, Koch) sind nicht unbedingt schlechter oder unattraktiver als Lehrberufe mit einer tieferen Abbruchrate.

Ein falsches Bild von einem Lehrberuf und Überforderung in der Lehre (z.B. Schulleistungen) führen zu Lehrabbrüchen.

  • Daran ist aber nicht unbedingt der Lehrberuf an sich schuld.
  • Und sie sind nicht alleine für eine hohe Abbruchquote verantwortlich. 

Auch der Lehrbetrieb, z.B. die Berufsbildner*innen können für einen Lehrabbruch verantwortlich sein.

  • Konflikte am Arbeitsplatz schlechte betriebliche und berufliche Ausbildungsbedingungen können dir die Lehrzeit vermiesen. 
  • Auch ein schlechtes Unternehmensklima oder die Berufsbildungsverantwortlichen können dir einen Strich durch die Rechnung machen

Nebenbei: Mit einer Schnupperlehre lernst du diese Berufsbildungsverantwortlichen und das Arbeitsumfeld am besten kennen.

Tipp

Wende für die Berufswahl, für Schnupperlehren und deine Lehrberufsentscheidung genügend Zeit auf. Dieser Aufwand zahlt sich für dich aus.
Du weisst, was auf dich im Lehrberuf zukommt und vermeidest so eher eine falsche Berufswahl und einen Lehrabbruch.

15.02.19

Lehrstellennachweis

Wo finden sich eigentlich Lehrstellen-Angebote?




Deine Lehrstelle findest du im Lehrstellennachweis

Die meisten Lehrstellen sind im öffentlichen Lehrstellennachweis LENA erfasst. Der Lehrstellennachweis ist ein staatliches Lehrstellenportal. Dieses ist über www.BERUFSBERATUNG.ch kostenlos abrufbar.

Die dort veröffentlichten Lehrstellen stammen allesamt von Lehrbetrieben, die eine kantonale Bewilligung als Ausbildungsunternehmen haben.

Diese öffentlichen Lehrstellendaten sind auch auf privaten Lehrstellenportalen wie z.B. YOUSTY.ch und GATEWAY-JUNIOR.org publiziert.


Wozu eigentlich ein Lehrstellennachweis?

Alle Schüler*innen sollen die gleiche Chance haben, von einer Lehrstelle zu erfahren und sich darauf zu bewerben.
Umgekehrt sollen Ausbildungsbetriebe ihre Lehrstellen gleichzeitig und gleichwertig ausschreiben können. Keine Lehrstelle soll andere Lehrstellen überragen.

Dafür sorgt eine zentrale, einheitliche und neutrale Lehrstellenliste.


Zwiespältige Verlockung: Nicht zu voreilig

Jeder Ausbildungsbetrieb versucht, die besten Schüler*innen für sich zu gewinnen.
Er ist versucht, seine Lehrstellen aus der Masse herauszuheben und früher als andere Ausbildungsbetriebe zu veröffentlichen.

Das heisst umgekehrt, dass sich Schüler*innen gedrängt sehen, sich früher für einen Lehrberuf entscheiden und sich auf eine Lehrstelle bewerben zu müssen.

Sich als Schüler*in frühzeitig einen Ausbildungsplatz zu sichern beziehungsweise sich als Lehrbetrieb vorzeitig eine/n Lernenden zu sichern, ist verlockend, doch nur auf den ersten Blick.

Auf den zweiten Blick sind Nachteile damit verknüpft.
  • So hat ein Lehrbetrieb meistens noch zu wenig Informationen über Schüler*innen (z.B. Schulnoten, Schnupperlehrberichte). 
  • Umgekehrt haben auch Schüler*innen sich häufig noch nicht genügend mit der Berufswahl auseinandergesetzt und kennen sich noch zu wenig über Lehrberufe aus.

Die Folge dieses Wettlauf mit der Zeit sind zu voreilig unterschriebene Lehrverträge und später Lehrabbrüche.


Ausschreibungszeitpunkt von Lehrstellen

Ein einheitlicher Ausschreibungszeitpunkt von Lehrstellen verhindert voreilige Lehrstellenbesetzungen (Schnellschüsse). Der Lehrstellenachweis beugt hier vor: Lehrstellen, welche im August 2020 beginnen, können daher im Lehrstellennachweis LENA erst ab August 2019 publiziert werden.


Wege, sich von anderen Ausbildungsbetrieben abzuheben

Im Lehrstellenachweis LENA können sich Lehrbetriebe also weder von anderen Ausbildungsunternehmen abheben noch ihre Lehrstellen früher veröffentlichen oder prominenter platzieren.

Lehrbetriebe,
  • welche sich als Ausbildungsbetrieb herausstreichen möchten,
  • darauf hinweisen möchten, dass sie schon länger Lehrstellen anbieten oder 
  • ihre Lehrstellen in besonderem Masse hervorheben möchten, 
können dies beispielsweise durch Werbung auf privaten Lehrstellenplattformen wie YOUSTY.ch  machen oder auf der Unternehmenswebseite oder in Zeitungen/Zeitschriften für ihre Lehrstellen werben. Sie können ihre Werbung vor dem eigentlichen Ausschreibungszeitpunkt für Lehrstellen im Lehrstellennachweis schalten.





15.01.19

Berufsbildnerin, Berufsbildner

Berufsbildungsverantwortliche in der beruflichen Grundbildung





Berufsbildner*innen sind die Bezugspersonen während einer Lehre

Die Bezeichnungen Berufsbildner*innen und Berufsbildungsverantwortliche bedeuten das gleiche.

Als Lernendenverantwortliche umkreisen sie dich während deiner gesamten Lehrzeit.

Du solltest also bei der Wahl der Lehrstelle nicht nur den Lehrberuf, sondern auch auch die/den Berufsbildner*in genau unter die Lupe nehmen.
Gelegenheit dazu hast du z.B. während des Bewerbungsgesprächs oder des Betriebsrundgangs.


Aufgaben von Berufsbildner*innen

Berufsbildner*innen
  • begleiten dich als Lernende*n während der gesamten beruflichen Grundbildung
  • leiten dich an und fördern dich in den praktischen Arbeiten am Ausbildungsplatz
  • erklären dir Arbeitsabläufe und Arbeitsschritte
  • vermitteln dir Fertigkeiten, Fähigkeiten und Berufswissen
  • sorgen dafür, dass du dich am Arbeitsplatz zurechtfindest und zurecht kommst.
  • schauen, dass du die Lern- und Ausbildungsziele erreichst
  • sind dein/e Ansprechpartner*in bei allem rund um die Lehre im Lehrbetrieb
  • helfen bei Schwierigkeiten in der Berufsschule und überbetrieblichen Kursen
  • Sie führen mit dir Qualifikationsgespräche durch
Du solltest dich mit ihr/ihm grundsätzlich verstehen, sonst wird die Lehre zu einer holprigen Berg- und Talfahrt. Mit ihr/ihm solltest du also auf Anhieb klar kommen.


Berufsbildner*in haben sich für ihre Aufgabe ausbilden lassen

Alle Berufsbilder*innen haben erfolgreich an einem obligatorischen Berufsbildnerkurs (Kurspflicht) und Seminaren teilgenommen.

Dieser Kurs wird mit dem Berufsbildner-Nachweis abgeschlossen (Abschluss: Eidgenössisch anerkannter Ausweis als Berufsbildner*in).

Dieser Nachweis ist obligatorisch.
  • Er belegt, dass Berufsbildner*innen in der Lage sind, Lernende einer bestimmten Berufsgruppe auszubilden. 
  • Er ist aber auch Voraussetzung dafür, dass der Lehrbetrieb überhaupt Lernende ausbilden darf.
Mit einer zusätzlichen Weiterbildung zur Berufsbildnerin, zum Berufsbildner (Kurs) können sie ein eidgenössisches Diplom Berufsbildern oder Berufsbildner erwerben.


Kleine, mittlere und grosse Unternehmen: Aufgabenteilung

In kleineren und mittleren Unternehmen übernehmen Berufsbildungsverantwortliche alle Aufgaben rund um das Lernendenwesen.
  • Sie kümmern sich um die Lernenden während der Ausbildungszeit und sorgen dafür, dass die Ausbildungsinhalte im Lehrbetrieb gemäss Bildungsverordnung vermittelt werden
  • Gleichzeitig sind sie auch an der Lernendenrekrutierung und Lernendenauswahl mit beteiligt.

In grösseren Unternehmen mit vielen Fachabteilungen machen Berufsbildner*innen  nicht alles alleine. Sie teilen sich mit Mitarbeitenden der Fachabteilungen die Aufgaben, die mit der Lernendenausbildung verknüpft sind. Sie werden also von Mitarbeitenden der Fachabteilungen unterstützt.

Häufig kümmert sich ein/e Berufsbildungsverantwortliche oder ein Team von Berufsbildungsverantwortlichen zentral um die Rekrutierung und die Selektion von Lernenden. Sie spricht sich mit den Berufsbildner*innen und Lernendenverantwortlichen der einzelnen Fachabteilungen ab.
Sie

  • gibt die Ausbildungsstandards gemäss Berufsbildungsverordnung und Bildungsplan vor, schaut, dass sie eingehalten werden
  • passt das Ausbildungsreglement an und überwacht die Vorgaben 
  • ist gleichzeitig auch Anlaufstelle für Lernende, wenn Schwierigkeiten in der Lehre, der Berufsmittelschule oder zu Hause auftreten.

Eine besondere Beziehung

Berufsbildungsverantwortliche werden im Laufe der Lehre zu Vertrauten und Vertrauenspersonen. Das heisst aber nicht, dass sie dir alles durchgehen lassen. Schliesslich sind sie dafür verantwortlich, dass du im Lehrbetrieb die Lernziele erreichst und zu einer bestausgebildeten Berufskraft heranreifst.

Auch ein/e Berufsbildner erwischt mal einen schlechten Tag, ist vielleicht mal strenger als üblich.
Das passiert dir sicher auch mal.

Insgesamt ist es wichtig, dass ihr an einem Strick zieht, miteinander auskommt und auf euch gegenseitig verlassen könnt; schliesslich verbringt ihr eine Menge Arbeitstage zusammen.



Anforderungen an Berufsbildner*in? Berufsbildnerkurse?

www.bildung-schweiz.ch
www.berufsbildner.ch



15.12.18

Der Wettbewerb um Lernende

Wettbewerb um Lernende




Heissbegehrte Lernende

Einige Unternehmen, Branchen und Sektoren, bekunden Mühe, geeignete Bewerber*innen zu finden.

Gerade bei KMU’s (kleinere und mittlere Unternehmen) spitzt sich die Lage zu.

Lehrstellen bleiben sogar unbesetzt.  Umgekehrt finden nicht alle Schüler*innen, die eine Lehre machen wollen, eine Lehrstelle.

Woran hapert es?


Sind die Lehrstellensuchenden daran schuld? 

Auf den ersten Blick scheint der Fall klar:

  • Die Anzahl der Schulabgänger*innen hat abgenommen.
    Aus dieser sinkenden Zahl ergibt sich ein Überhang an Lehrstellen. Das Angebot an Ausbildungsplätzen übersteigt also die Nachfrage nach Lehrstellen (hierzu auch Nahtstellenbarometer des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)).
  • Schüler*innen, bringen die erforderlichen Schulleistungen für bestimmte Lehrstellen nicht mit. 
  • Die Anforderungen von Ausbildungen sind gestiegen und damit auch die Leistungsvoraussetzungen, die an Schüler*innen gestellt werden. Nicht alle Schüler*innen bringen diese mit.


Sind nicht auch die Lehrbetriebe mitverantwortlich?

In einem Artikel von HRTODAY (Nr. 12/2018) wird die Frage aufgeworfen, ob nicht auch die Lehrbetriebe für diesen Lernendenmangel mitverantwortlich sind.

Sie müssen sich nämlich fragen ob und schon mal den Vorwurf gefallen lassen, dass

  • sie Schulnoten und Ergebnisse eines Eignungstests bei Lehrstellensuchenden zu hoch gewichten
  • sie Schüler*innen mit geringeren Schulleistungen automatisch und/oder zu voreilig ausschliessen
  • sie das Entwicklungspotential der Schüler*innen übersehen oder unterschätzen (einige hinken in der Entwicklung noch hinterher, machen aber während der Lehre einen Sprung nach vorne)
  • stereotype Geschlechterrollen zu wenig aufbrechen (vielfach bevorzugen Schülerinnen mehrheitlich frauentypische und Schüler männerspezifische Berufe, da Vorbilder fehlen)
  • sie Schüler*innen auf ihrer Webseite nicht auf Augenhöhe ansprechen (Webauftritt verfehlt die Zielgruppe Jugendliche)
  • sie Vorteile und beruflichen Perspektiven, die eine Ausbildung in ihrem Lehrbetrieb mit sich bringt, zu wenig hervorheben
  • sie den Bereich Lernendenmarketing als Teil der Lernendenrekrutierung vernachlässigen oder zu wenig ausschöpfen (mehr zu Lernendenmarketing).


Gegensteuer, sofort!

Einige Unternehmen und Branchen haben diese Mängel erkannt und steuern dagegen.

Die Zauberwörter heissen Employer Branding und Lernendenmarketing (Lehrlingsmarketing).

  • Sie werben um Schüler*innen, verkaufen sich als Unternehmen, heben die Vorteile einer Lernendenausbildung in ihrem Lehrbetrieb und Berufsperspektiven im Unternehmen hervor. 
  • Sie bauen sich einen Ruf als innovativen Lehrbetrieb auf.
  • Sie verankern in der Standortregion ein Image als kompetente Ausbildungsstätte.
  • Sie vermitteln glaubhaft und nachweislich,  dass der Lehrbetrieb Lernende nach vorne bringt, sie als Lernende wertschätzt, anerkennt und fördert (Lehrstellensuchende vertrauen darauf, dass diese Versprechungen keine leeren Worthülsen sind).
    Ein überzeugender Beleg dafür sind Teilnahmen von Lernenden Berufswettbewerben und Berufsmeisterschaften oder Lernende, die an Berufs- und Ausbildungsmessen Schüler*innen Fragen zur Berufslehre und dem Lehrbetrieb beantworten.
  • Sie machen Berufsbildner*innen und Lernende zu Botschaftern des Betriebs und Lehrberufs.
  • Sie spannen ihre Lernenden ein, um neue Lernende für sich zu gewinnen (gelingt jedoch nur glaubhaft, wenn die Lernenden wirklich hinter dem Unternehmen stehen und ihnen Lehrbetrieb und gewählte Berufslehre gefallen).


Lehrbetriebe machen klar Schiff

Fortschrittliche Lehrbetriebe übernehmen selbst Verantwortung für geringe Lehrstellenbewerbungszahlen.

  • Sie entstauben verfälschte Bilder von Lehrberufen und Branchen und fegen Vorurteile fehlender Berufsperspektiven weg.
  • Sie positionieren sich als Ausbildungsstätten, die angehenden Lernenden eine berufliche Grundbildung und eine Infrastruktur (IT, Geräte, Werkzeuge, Arbeitskleidung) auf der Höhe der Zeit bieten.
  • Sie fördern eine Lernendenkultur im Unternehmen und begreifen Lernende als angehende Berufsfachkräfte und unterstützen sie auf dem Weg dahin. Diese Anstrengungen sprechen sich rum.
  • Sie sprechen Schüler*innen auf der Webseite (Lernendenwebseite mit Lehrberufsvideos) so an, dass diese nicht abgeschreckt werden und sich nicht wagen, sich zu bewerben.
  • Sie zeigen Verständis für die Schüler*innen, die mit Berufswahl, Bewerbungen und Lernendenauswahl noch nicht so vertraut sind.
  • Sie holen Lehrstellensuchende auf den Medienkanälen ab, wo sie sich aufhalten.
    Sie schaffen niederschwellige Kommunikationsangebote wie z.B. ein WHATSAPP Chat, in der sich Schüler*innen z.B. mit Berufsbildner*innen oder Lernenden austauschen können. Dieser muss jedoch überwacht werden.
  • Sie bieten Schnupperlehren an, um die Persönlichkeit der Schüler*innen kennen zu lernen, um so einen handfesten Eindruck von ihnen in einer Berufsalltagsituation zu gewinnen.
  • Sie führen im Vorfeld Informationsanlässe und Betriebsrundgänge für angehende Lernende durch.
  • Sie veröffentlichen Beiträge über den Ausbildungsbetrieb auf der Unternehmenswebseite, auf Lernendenplattformen und in sozialen Medien.
  • Sie erkennen, dass Schüler*innen ihr Entwicklungspotential noch längst nicht ausgeschöpft haben und sich während der Lehre weiterentwickeln.
  • Sie geben so auch Schüler*innen mit schwächeren Schulleistungen eine Chance (im Wissen, dass das Unternehmen dafür Zeit in Betreuung und manchmal auch Erziehung stecken muss).

Kleinere und mittlere Unternehmen müssen hier nicht zwangsläufig im Nachteil gegenüber grösseren Unternehmen sein. Sie müssen sich aber auf die Lehrstellensuchenden hin bewegen!


Zu vermeidende Fehler 

Lehrbetriebe sollten sich hüten, den angehenden Lernenden vor Lehrbeginn falsche Lehrbetriebsbedingungen vorzugaukeln. Lehrabbrüche sind hier garantiert.

Lernendrekrutierung und Lernendenmarketing dürfen nicht nebenher zum Tagesgeschäft laufen. Sie müssen zu einem fest verankerten Aufgabenbestandteil einer/s dafür zuständigen Mitarbeitenden werden.


Der scheinbare Vorteil von grösseren Ausbildungsbetrieben gegenüber kleineren und mittleren Lehrbetrieben

Grössere Unternehmen haben meistens einen klaren Startvorteil bei der Suche nach den besten Bewerber*innen. Ihre Namen und Produkte sind bekannt.

Hier kämpft nicht ein/e Berufsbildner*in alleine auf weiter Flur.  Stattdessen können sie für die Lernendenrekrutierung auf eine Ausbildungs- und Berufsbildungsabteilung zurückgreifen. Diese ist mit Mitteln und Zeit ausgestattet, um Schüler*innen anzuwerben, ihnen Schnupperlehren anzubieten und für sich zu gewinnen.

Da können kleinere und mittlere Unternehmen, die häufig über ein eingeschränktes Lernendenbudget verfügen, scheinbar nicht mithalten.
Weit gefehlt.

Auch sie können den Hebel an zahlreichen Schraubstellen wie beispielsweise Employer Branding und Lernendenmarketing (Definition unterhalb) ansetzen.

Sie müssen sich einfach mehr als nur einen austauschbaren Standardinhalt auf der Webseite zur Lehrstelle einfallen lassen.
HEINIGER-LEHRLINGSBERATUNG







Begriffe:

Employer Branding
Mit Employer Branding versuchen Unternehmen eine authentische, glaubwürdige und attraktive Arbeitgebermarke auszubilden und sich so von Marktbegleitern abzuheben.

Lernendenmarketing
Personal- und Lernendenmarketing sind mit dieser Arbeitgebermarkenbildung eng verbunden.  Sie haben zum Ziel, die Bewerber*innen zu finden, zu erreichen, für das Unternehmen zu interessieren, zu begeistern, zu binden und zu Bewerbungen zu verleiten. Eine starke Arbeitgebermarke erleichtert diese Schritte.
Bewerber*innen werden mit  Stellenanzeigen, Bewerberbroschüren, Lernendenwebsite, Videos, Social Media, Berufs- und Ausbildungmesseauftritte umworben.

Mehr zu den Begriffen und deren Abgrenzung
http://www.sputnik-agentur.de/blog/was-ist-employer-branding/
https://www.hrweb.at/2018/09/personalmarketing-employer-branding/
https://www.saatkorn.com/category/employer-branding/




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15.11.18

Berufslehre oder Gymnasium

Berufslehre oder Gymnasium? 





Ein Artikel in HRTODAY (08.11.2018) befasst sich mit der Frage, die viele Schüler*innen mit entsprechenden Schulleistungen umtreibt: Berufslehre oder Gymnasium?

Bei Eltern, Lehrpersonen und Schüler*innen ist die Ansicht weit verbreitet, das Gymnasium würde bessere berufliche Perspektiven in der Zukunft bieten.

Dabei geht manchmal vergessen, dass mit einer Berufslehre kein Weg verbaut ist.
Dank offenem und durchlässigem Berufsbildungssystem in der Schweiz ist - mit einer Berufsmaturität - selbst ein Studium an einer Hochschule/Universität nach einer Berufslehre nicht ausgeschlossen.

Nach der Lehre kann sogar die gymnasiale Matur nachgeholt werden (www.BEWERBUNGSABLAUF.ch/matur).

Gelegentlich wird unterschätzt, dass du als Lehrabgänger*in mit abgeschlossener beruflicher Grundbildung einen entscheidenden Vorteil hast: Du hast schon Arbeitserfahrung gesammelt und kannst während dem Studium Teilzeit in deinem Beruf arbeiten.

Bedenke mit: Ein akademischer Beruf ist nicht der einzige Weg, sein berufliches Glück zu finden (www.BEWERBUNGSABLAUF.ch/berufsperspektiven).

Den Artikel - und mehr Gründe für eine Berufslehre - findest du hier: http://blog.hrtoday.ch.

15.10.18

Typischer Frauenberuf, typischer Männerberuf? Muss dich nicht kümmern!

Geschlechtstypische und -untypische Berufe





In welchem der Berufe arbeiten tendenziell mehr Frauen als Männer?

Kleinkindererzieher*in
Strassenbauer*in
Bootbauer*in
Automatiker*in
(Landschafts-)Gärter*in
Goldschmied*in
Mediamatiker*in
Kosmetiker*in
Informatiker*in
Polygraf*in
Steinmetz*in
Elektroinstallateur*in
Gesundheitsfachfrau/-mann



Viele Lehrpersonen, Eltern und Schüler*innen kennen die genauen Zahlen zu den Geschlechteranteilen in Lehrberufen eigentlich nicht.

Trotzdem verbinden sie gewisse Berufe eher mit Männern beziehungsweise Frauen.

Diese Einschätzungen kommen nicht von ungefähr.

Die Geschlechterverteilung bei Lehrberufen zeigt, dass in einigen Lehrberufen zahlenmässig der Anteil weiblicher Lernender gering ist (z.B. Informatik). Umgekehrt machen in einigen Lehrberufen männliche Lernende nur einen Bruchteil der Lernenden aus (Gesundheitswesen).

Genaue Zahlen zum Verhältnis Anzahl Frauen zu Anzahl Männer in einem Lehrberuf beziehungsweise Beruf liefert das Bundesamt für Statistik (www.bfs.admin.ch).


Ungleichverteilung: Gründe

Wieso sind die Geschlechteranteile in einigen Lehrberufen eigentlich so krass ungleich verteilt
Wieso spielt das Geschlecht bei der Berufswahl überhaupt eine Rolle?
Wieso sind Lehrberufe oft mit einer Geschlechterrolle verknüpft?

  • Ist der Anteil männlicher Lernender gross, hält es Schülerinnen oft davon ab, diesen Lehrberuf zu wählen.
    Ist umgekehrt der Anteil weiblicher Lernender in einem Lehrberuf hoch, halten Schüler davon Abstand.
     
  • Fehlende Vorbilder lassen Schüler*innen denken, dass ein Beruf nicht zum eigenen Geschlecht passt.
     
  • Der unterschwellige Druck von Mitschüler*innen und des Umfelds trägt ebenfalls dazu bei, von einem für das eigene Geschlecht "untypischen" Lehrberuf abzusehen.
     
  • Die meisten Jugendlichen beschränken sich im Berufswahlprozess auf wenige scheinbar geschlechtstypischere Berufe und Ausbildungswege.
    Kommt hinzu, dass bei Schülerinnen die Mehrheit der Berufslehren auf wenige Berufe fällt. Dagegen wählen Schüler ihren Lehrberuf aus einem grösseren Spektrum an Berufen.
     
  • Gleichaltrige Schüler*innen, Eltern, Lehrpersonen nehmen - natürlich nicht absichtlich - teilweise eine geschlechterbezogene Perspektive ein. Die Kategorien Frauen-/Männerberufe sind ihnen gewohnt. Diese Einteilung wird oft nicht hinterfragt.
     
  • Gewisse Berufe sind durch ihre jeweiligen Traditionen geschlechtsspezifisch geprägt.

So erstaunt es nicht, dass - zumindest in der Schweiz - Schülerinnen mehrheitlich typische Frauenberufe und Schüler hauptsächlich typische Männerberufe wählen.


Aktuelle Zahlen zeigen jedoch, dass in zunehmender Zahl Schüler*innen geschlechtsuntypische Lehrberufe wählen. 

Sie geben nicht viel auf die Unterteilung in "männlich" oder "weiblich" Lehrberufe.
Sie lassen sich von Mitschüler*innen nicht reinreden. Sie gehen ihren eigenen Weg.

Tue es ihnen gleich. Weite deinen Blickwinkel auch auf geschlechtsuntypischere Berufe.



Interaktives Lernspiel für den Berufswahlunterricht Like2Be


Das interaktive Lernspiel Like2Be (Webseite www.like2be.ch) versucht eingeengte Sichten aufzubrechen:

Das Spiel verfolgt dabei drei Ziele

  • den Berufswahlhorizont weiten
  • den Blick über die die Berufswahl hinaus auf die berufliche Laufbahn lenken
  • die Zuordnung von Geschlecht zu Beruf zu hinterfragen. 

In diesem Spiel erfährst du, dass nicht entscheidend ist, ob der Beruf zu deinem Geschlecht passt oder wie viel Ansehen der Beruf hat. Es zählen einzig und allein deine Neigungen und deine Eignung.

Letztlich gilt: Jeder Beruf kann in Frage kommen, unabhängig vom eigenen Geschlecht. Er muss einfach zu dir passen.
Das heisst aber nicht, dass du dich bei der Berufswahl nicht auch nach äusseren Gegebenheiten richten musst (findest du beispielsweise in bevorzugten Lehrberuf keine Lehrstelle
oder bringst du die Leistungsvoraussetzungen nicht mit, weichst du flexibel auf eine Lehrstellenalternative aus, die dir zuerst nicht so behagt).

Weitere Angebote, die Rollenbilder aufbrechen


Unterhalb findest du Angebote, die den Blickwinkel - auch für geschlechtsuntypischere Berufe - während der Berufswahl öffnen:

www.gleichstellung.zh.ch/deckauf
www.nationalerzukunftstag.ch
www.schulprojektavanti.ch
www.beruf-bilder.ch
www.like2be.ch


15.09.18

Perspektivenwechsel während der Lehrzeit

Arbeitsortwechsel während der Lehre




Mehrheitlich findet eine Lehre in einem Lehrbetrieb statt.

Dass heisst aber nicht, dass alle Lernenden ständig vor Ort an einem fest zugewiesenen Arbeitsplatz in einer Fachabteilung in einem Unternehmen arbeiten (z.B. Mediamatiker*in, Elektroniker*in, Instrumentenbauer*in, Koch/Köchin, Polygraf*in, Müller*in).

In manchen Unternehmen wechseln Lernende während der Lehrzeit ihren Arbeitsort zwischen Fachabteilungen (z.B. Gesundheitsfachfrau,-mann, KV-Lernende*r, Hotelfachfrau, -mann).

In anderen Unternehmen (z.B. Handwerksbetrieben) arbeiten Lernende auch ausserhalb des Lehrbetriebs (z.B. Elektriker*in, Gebäudereiniger*in, Spengler*in, Forstwart*in).

Das heisst:
In der Zeit, wo du für den Lehrbetrieb tätig bist, können sich Arbeitsorte oder Arbeitseinsatzorte ändern.


Standortwechsel innerhalb des Unternehmens

Besitzt ein Unternehmen mehrere Standorte (z.B. Werke) wechselst du während deiner Berufslehre vielleicht zwischen diesen Standorten.

Unternehmen mit Standorten ausserhalb der Schweiz ermöglichen
  • Lernenden manchmal während der Lehrzeit ein Praktikum in einer Niederlassung, d.h. einem Werk im Ausland und/oder
  • Lehrabgängerinnen und -abgängern im Anschluss an die Lehre einen Aufenthalt in einem Werk im Ausland.
Ein Standortwechsel im Ausland ist nicht der einzige Weg, unvergessliche Lern- und Arbeitserfahrungen während der Berufslehrzeit zu machen.


Austauschprogramme

Lernende können auch an einem Austauschprogramm teilnehmen.
Ein solcher Austausch fördert die Mobilität und ermöglicht einen Einblick in eine andere Sprachregion und einen anderen Kulturkreis im Inland oder Ausland.
  • Der Verein VISITE bietet beispielsweise ein Austauschprogramm für Lernende im Sinne von "Lernende besuchen Lernende" an: www.visite.ch
  • MOVETIA ist ein Programm für Austausch und Mobilität Berufsbildung (www.movetia.ch)
Ziele eines Austausches sind, den Horizont durch Einblick in andere Lebens- und Arbeitskulturen zu erweitern, Sprachkenntnisse zu vertiefen, berufliche und persönliche Kompetenzen zu steigern, die Flexibilität (neue Umgebung) und Mobilität zu fördern sowie Berufschancen zu steigern.


Interkultureller Austausch während der Berufslehre

Spielst du mit dem Gedanken während oder unmittelbar nach der Lehrzeit einen Auslandaufenthalt zu machen?
  • Informationen zu einem Auslandaufenthalt während der Lehre und Zugang zu interkulturellen Austauschangeboten findest du unter www.intermundo.ch.
  •  Einer der Schwerpunkte von INTERMUNDO, des schweizerischen Dachverbandes für (interkulturellen) Jugendaustausch, ist die Lernendenmobilität.





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