Immer mehr Auszubildende schaffen die Berufslehre nicht
Durchfallquote bei Lehrabschlussprüfungen angestiegen
Die Durchfallquoten in der beruflichen Grundbildung sind wieder angestiegen.
Sie sind zu hoch.
Im Durchschnitt, also über alle Lehrberufe hinweg, beträgt diese Quote 9.1%. In manchen Berufszweigen ist sie sogar 25%-30% und höher.
Welche Folgen hat ein fehlender Berufsabschluss?
Ohne Berufslehrabschluss am Ende der Lehrzeit dazustehen, kann eine Abwärtsspirale lostreten.
Sich aus eigener Kraft aus 'diesem Loch zu ziehen', schaffen nicht alle.
Gelingt der Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht, sind die Aussichten oftmals schlecht.
- Die nicht erfolgreichen Lehrabgängerinnen und -abgänger müssen sich mit tieferen Löhnen und befristeten Arbeitsverträgen durchschlagen/behaupten.
- Ihnen droht, den Anschluss an zukünftige Bildungen und Weiterbildungen zu verlieren.
- Gelingt ihnen der Einstieg nicht auf Anhieb, landen sie schlimmstenfalls in der Sozialhilfe oder bei der Invalidenversicherung.
Wieso sind die Durchfallquoten so hoch?
Wieso rasseln so viele Lernende durch die Lehrabschlussprüfung?
Diese Frage zu beantworten ist dringlich, denn jeder Auszubildende, der das Qualifikationsverfahren nicht erfolgreich durchlaufen hat, ist einer zu viel.
Eine hohe Durchfallquote kann eine Folge einer schlechten Berufsausbildung sein. Sie kann aber auf Folge höherer Qualitätsanforderungen an einen Lehrberuf sein.
Ein weiterer Grund liegt in der Attraktivität eines Berufs.
Attraktivere Berufsgattungen ziehen teilweise Schülerinnen und Schüler mit besseren schulischen Leistungen, besserem handwerklichen Geschick und sozialen Umgangsformen (social skills) an.
Es sind meistens Lehrberufe, bei denen Lehrstellen viel schneller besetzt werden können.
Ist ein Lehrberuf nicht so attraktiv, wird er häufig als nicht erste Wahl eingestuft. Solche Lehrstellen sind nicht so gefragt.
Finden Schülerinnen und Schüler im Lehrberuf ihrer Wahl keine Lehrstelle, weichen sie - notgedrungen - auf solche Lehrstellen aus.
Auszubildende, die nicht von ihrem Lehrberuf wirklich überzeugt sind, laufen eher Gefahr, ihre Lehre abzubrechen oder die die Lehrabschlussprüfung zu versemmeln.
Wie kannst du vermeiden, dass du bei der Lehrabschlussprüfung durchfällst?
Eine Erfolgsgarantie für ein erfolgreiches Qualifikationsverfahren hast du nie.
Du kannst aber im Vorfeld - schon während deiner obligatorischen Schulzeit - Vorkehrungen treffen, damit es nicht soweit kommt.
- Du solltest dir genau überlegen, welchen Lehrberuf du ergreifen willst. Besuche Informationsveranstaltungen und mache Schnupperlehren.
- Solltest du in deinem Wunschlehrberuf keine Lehrstelle finden, solltest du auf einen anderen Lehrberuf ausweichen, der dich auch anspricht.
- Überlege dir, ob du dir vorstellen kannst, 3 oder 4 Jahre in diesem Lehrberuf zu arbeiten.
- Nimm dir den Lehrbetrieb genau unter die Lupe. Glaube nicht Versprechungen. Frage stattdessen Lernende, die ihre Lehre dort absolvieren oder Berufsleute, die dort ihre Lehre gemacht und abgeschlossen haben.
- Du musst dir im Klaren über die Anforderungen des Lehrberufs in der täglichen Arbeit im Ausbildungsunternehmen werden.
- Du solltest dich mit dem Schulstoff, der in der Berufsschule auf dich zukommen wird, befassen.
Bist du schon in einer Berufslehre, die dir nicht mehr zusagt, solltest dir überlegen, ob du den Lehrbetrieb wechseln, die Lehre abbrechen oder sie trotzdem durchziehen sollst.
Was häufig untergeht
Wusstest du, dass es erfolgreiche Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger gibt, die vor der Lehre meinten, den richtigen Lehrberuf ausgewählt zu haben und sich während der Lehre schwer damit tun - und dann später nicht mehr in diesem erlernten Beruf arbeiten?
Das zeigt: Du musst schon Gefallen am Lehrberuf haben, den du erlernst, sonst wird die Berufslehre zu einer Durchhalteübung.
Du solltest aber nicht meinen, dass du in einer beruflichen Sackgasse gelandet bist, wenn du während der Berufslehre merkst, dass du dich 'falsch' entschieden hast. Manchmal ist es besser du hältst bist am Ende durch und du hängst dich im Ausbildungsunternehmen und in der Berufsschule rein.
Hast du das eidgenössische Fähigkeitszeugnis nämlich mal in der Tasche, kannst du im Anschluss dein neues Berufstätigkeitsfeld anpeilen. Mit einem entscheidenden Vorteil: Du kannst einen Berufsabschluss vorweisen.