15.01.20

Berufslehre: Kosten-Nutzen - Verhältnis aus der Sicht von Ausbildungsunternehmen

Kosten-Nutzen -Verhältnis: Lohnt es sich, Lernende auszubilden?





Zahlt sich ein Lehrstellenangebot für Unternehmen aus?

Die Schweiz rühmt sich ihres dualen Berufsbildungssystem und der berufliche Grundbildung.

Berufliche Grundbildung bedingt Unternehmen, die Lehrstellen anbieten.

Dabei betrachtet jedes Unternehmen das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Lehrstellenangebots.
Es überlegt sich, ob sich die Ausbildung von Lernenden lohnt.

Die Kosten für eine Ausbildung unterscheiden sich zwischen Berufsbereichen und zwischen Unternehmen.

Das Angebot an Lehrstellen, welches die Nachfrage übersteigt, zeigt grundsätzlich, dass sich die Ausbildung für zwei Drittel der auszubildenden Unternehmen lohnt.

Für ein Drittel der Unternehmen geht die Rechnung nicht auf. Doch obschon die Kosten den Nutzen übersteigen, bilden sie trotzdem Lernende aus.

Wieso?


Kosten und Nutzen während der Lehre

Jeder Lernende verursacht während seiner Lehrzeit Kosten. Dazu zählen Lehrlingslohn, zeitliche Aufwendungen des Berufsbildners (Personalkosten), Materialkosten, Aufwendungen für Berufsfachschule, Übungen während der Arbeitszeit.

Umgekehrt bringt er mit seinen Arbeitsleistungen, d.h. seiner Arbeitskraft dem Unternehmen einen Nutzen.
  • Einerseits übt er Tätigkeiten aus, die sonst ungelernte Arbeitskräfte verrichten würden (Vorsicht: der Anteil dieser Tätigkeit muss klein gehalten werden, da ein Lehrverhältnis nicht darauf ausgerichtet ist!); 
  • andererseits führt er während der Lehrzeit immer mehr Arbeitstätigkeiten aus, die ein ausgebildete Fachkraft erledigt. 
Je mehr ein Lernender solche fachkraftbezogenen Tätigkeiten ausübt, umso produktiver wird er für den Ausbildungsbetrieb.

Übersteigt dieser Nutzen die Kosten, so gewinnt der Lehrbetrieb mit der Lehrlingsausbildung. Der Lernende bringt dem Unternehmen also mehr, als er kostet.

So viel verdienen Firmen an ihren Lehrlingen: www.tagesanzeiger.ch).



Eine solche Kosten-Nutzen-Abwägung greift allerdings zu kurz.
Es gibt nämlich auch Ausbildungsbetriebe, die aus dem Lehrverhältnis keinen Gewinn (aus Kosten-Nutzen-Sicht) erzielen und trotzdem Lernende ausbilden, z.B. im Bereich Informatik und Gastronomie.


Kosten und Nutzen unter Einbezug der Zeit nach der Berufslehre

Nicht in jedem Lehrberuf können Lernende in kurzer Zeit schon Tätigkeiten von ausgebildeten Berufstätigen übernehmen.

In einigen Berufsbranchen können Lernende zu Beginn noch nicht so viel einbringen. So zahlen die Lehrbetriebe während der Ausbildung mehr als sie an verrechenbarer Arbeitsleistung zurückbekommen.

Erst später können sie von den ausbildungsintensiven Lehrverhältnissen und hohen Ausbildungskosten profitieren.

Da sich die Lehrlingsausbildung also erst später auszahlen, ist sie für sie eine Investition in die Zukunft.
  • Sie rechnen damit, ihre Lernenden später im Unternehmen weiter zu beschäftigen. 
  • Diese Unternehmen versuchen, ihre Lehrabgänger vorzeitig an das Unternehmen zu binden.

Ausbildungsunternehmen und Nichtausbildungsunternehmen

Abgesehen von ein paar Berufszweigen und abhängig vom Unternehmen weisen Ausbildungsunternehmen also einen positiven Nettonutzen aus. Sie verdienen also an Lehrverhältnissen.

Investieren sie allerdings während dem Lehrverhältnis mehr als in der Lehrzeit zurück fliesst, zahlt sich diese Investition für sie bestenfalls erst nach dem Lehrverhältnis aus.
  • Mit der Ausbildung von Lernenden haben sie den Weg geebnet, ihre Arbeitsstellen aus den eigenen Reihen zu besetzen. 
  • Das erspart ihnen Aufwand, nach geeigneten Kandidaten ausserhalb des Unternehmens suchen zu müssen. 
  • Die eingesparten Personalrekrutierungskosten machen die Kosten (Nettokosten) der Ausbildung mehr als wett.
Gerade diese Ausbildungsunternehmen sollten sich aber in Acht nehmen vor Nichtausbildungsunternehmen.
  • Diese Unternehmen setzen sich auf die Lauer und versuchen, Lehrabgänger ab- beziehungsweise anzuwerben. 
  • Sie können bestens ausgebildete Mitarbeiter anheuern, ohne, dass sie sich um deren Ausbildung kümmern mussten.

Kosten-Nutzen Erhebung (OBS EHB): Studie

Das Observatorium für die Berufsbildung des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (OBS EHB) zeigt, in seiner Kosten-Nutzen-Erhebung auf, dass es sich für die meisten Lehrbetriebe lohnt, selbst Fachkräfte auszubilden, statt diese extern zu rekrutieren.
https://www.ehb.swiss/sites/default/files/obs_ehb_bericht_kosten-nutzen.pdf








15.12.19

Online Bewerbungen: E-Mail, Online-Bewerbungsformular

Online Bewerbungen im Vormarsch






Wie bewirbst du dich bei einem Unternehmen für eine Schnupperlehre oder eine Lehrstelle?

Normalerweise geben Unternehmen an, wie du dich bewerben solltest.

Bei einer Papierbewerbung versendest du deine Bewerbungsdokumente mit einem Briefcouvert.

Halt, mit einer Papierbewerbung bewerben, ist das nicht längst Vergangenheit?

Ja richtig, denn die meisten Unternehmen erwarten von dir, dass du dich per E-Mail oder mittels Online-Bewerbungsformular bewirbst.


E-Mail Bewerbung

Bei einer E-Mail-Bewerbung schickst du deine Bewerbungsunterlagen via Mail als Dateianhang.
Dazu zählen Dokumente wie Bewerbungsschreiben (Motivationsschreiben), Lebenslauf, Zeugnisse. Sie sind Bestandteil des Bewerbungsdossiers.

Bei einer E-Mail-Bewerbung gelten die gleichen Anforderungen wie an eine Papierbewerbung.

  • Die Inhalte müssen fehlerfrei und vollständig sein (achte darauf, dass du keine Dokument vergisst).
  • Am besten fasst du alle Dokumente in ein einziges .pdf-Dokument zusammen.
  • Verwende für die Bewerbung eine eindeutige Mailadresse wie beispielsweise vorname.nachname@domain.ch.
  • Lass deine Eltern, Bekannte oder Lehrperson  dein Bewerbungsdossier nach Fehlern korrigieren, die du übersehen hast.  Sie helfen dir auch, deine Sätze zu formulieren.


Online Bewerbung Online-Bewerbungsformular

Gerade grössere Unternehmen erhalten so viele Bewerbungen auf eine Lehrstelle, dass sie die Bewerbungsflut ohne Software nicht bewältigen können.

Mit Hilfe der Softwareanwendung werden Bewerbungsdaten gespeichert, eingegangene Bewerbungen verwaltet und im Unternehmen an die für die Lehrstelle verantwortlichen Mitarbeitenden verteilt und bewertet.

Deine Bewerbungsdaten fliessen also direkt in das Bewerbungsmanagement-System ein.

Wie läuft das ab?

Bist du beispielweise im Lernendenbereich der Unternehmenswebseite und lässt dir ein Lehrstelleninserat anzeigen, findest du einen Bewerbungslink. Klickst du auf diesen Verweis, öffnet sich ein Online-Formular. Es hat Datenfelder wie du es von einem Kontaktformular vielleicht schon kennst.

Diese Datenfelder sind in Bereiche geordnet (z.B. Datenfelder zu deiner Person; Lebenslauf).

  • Fülle alle erforderlichen Datenfelder fehlerfrei aus. 
  • Lade Dokumente wie z.B. Schulzeugnisse, Nachweis Eignungstest als .pdf-Dokumente hoch.
  • Prüfe deine Eingabe und sende die Daten ab, wenn du alle Daten eingegeben hast. Dazu klickst du auf die Schaltfläche Senden/Absenden.
  • Du erhältst umgehend eine Bestätigung, dass das Unternehmen deine Bewerbungsdaten erhalten hat.

Was eine Bewerbungsmanagement-Software genau ist, erfährst du hier.




15.11.19

Der ideale Lehrbetrieb

Der ideale Lehrbetrieb






Schnupperlehre und Lehrbetrieb

In der Schule wird Schüler*innen eingetrichtert, unbedingt eine Schnupperlehre im Lehrbetrieb zu absolvieren.

Eine Schnupperlehre ist nie verkehrt. Du tauchst in den Arbeitsalltag ein. So gelingt dir besser, abzuschätzen, ob dir der Beruf und der Lehrbetrieb zusagen.

Umgekehrt, lernt dich der Lehrbetrieb besser kennen.

Beide Seiten versuchen sich natürlich von der besten Seite zu zeigen. Sie sollten es jedoch nicht allzu fest übertreiben.


Falsche Hoffnungen und Versprechungen

Machen sich Schüler*in beziehungsweise Lehrbetrieb nämlich einander etwas vor, kündigen sich dunkle Wolken, die das Verhältnis eintrüben, schon an.

Das Desaster tritt während der Lehrzeit unvermeidlich zu tage. Enttäuschungen und sogar Lehrabbrüche sind die Folge.

  • Enttäuschte Schüler*innen beziehungsweise Lernende von der Schnupperlehre und/oder vom Lehrbetrieb bemängeln, dass der Ausbildungsbetrieb keine realistisches Bild vom Lehrberuf und dem Lehrbetrieb vermittelt hat. 
  • Wenn Lehrbetriebe falsche Tatsachen vorgaukeln, bemerken Lernende diese Mängel verständlicherweise leider erst, nachdem sie die Lehre angetreten haben.
  • Umgekehrt beklagen sich Lehrbetriebe (Lehrmeister) darüber, dass die Schüler*innen sich nicht den Anforderungen entsprechend verhalten.
  • Sie bemängeln, dass Lernende schnell überfordert sind, sich zu wenig anstrengen, sich vom Smartphone ablenken lassen und keine Lust an der Arbeit zeigen, unpünktlich sind, der Durchhaltewillen gering ist oder die Disziplin fehlt.


Abhilfe

So weit muss es nicht kommen, wenn Schüler*innen, Lernende und Lehrbetrieb sich auf Augenhöhe und ehrlich austauschen.

Erwartungen, welche zu erfüllen sind und Vorstellungen, die gehegt werden, sollten im Vorfeld der Schnupperlehre oder Lehre klar und deutlich angesprochen werden.

  • Als Schüler*in solltest du den Lehrbetriebe direkt auf den Puls fühlen. Das Zauberwort heisst Fragen stellen. 
  • Du solltest dich natürlich an die Gepflogenheiten und Vorgaben des Lehrbetriebs halten und dich entsprechend verhalten.
  • Von Lehrbetrieben kann erwartet werden, dass sie dir keine falschen Versprechungen machen und dir die Erwartungen, Vorgaben und Richtlinien verständlich und deutlich machen.
  • Lehrbetriebe sollten schon während der Schnupperlehre oder beim Bewerbungsgespräch aufzeigen, welche Anforderungen an Lernende gestellt werden.


Wie erkennst du den idealen Lehrbetrieb?

Bei einem Lehrberuf zählt nicht nur der Lohn. Was nützt dir der Lohn, wenn dir der Beruf nicht gefällt oder du mit dem Berufsbildungsverantwortlichen nicht klar kommst?

Die Hauptpunkte, worauf es bei der Wahl des Lehrbetriebs ankommt, sind auf der Webseite www.bewerbungsablauf.ch aufgezählt.

Schaue beispielsweise darauf, dass
  • der Lehrbetrieb klare Ausbildungsvorgaben macht
  • dich während der Lehre fördert (frage bei älteren Lernenden des Lehrbetriebs nach, ob dies erfüllt ist).
  • du eine feste Ansprechsperson während der Lehrzeit hast
  • du anständig behandelt wirst
  • er dir lehrjahrsgerechte Aufgaben überträgt
  • dich auch für die Berufsfachschule und den Prüfungen unterstützt




15.10.19

Die Rolle der Schule bei der Berufswahl

Berufsorientierung und Berufswahlunterricht in der Schule 






Bist du bei der Berufswahl und Lehrstellensuche auf dich alleine gestellt? Nein.

Sich als Schüler*in in der Fülle an Lehrberufen zurecht zu finden, sich zwischen Lehrberufen zu entscheiden, ist nicht leicht.

Bei der Berufsorientierung und Berufswahl spielen deine Eltern oder Bezugspersonen aus deinem Umfeld eine überragende Rolle.

  • Sie unterstützen dich beispielsweise bei der Suche nach einer Schnupperlehre oder 
  • korrigieren dein Bewerbungsschreiben für eine Lehrstelle
Du darfst allerdings nicht vergessen, dass die Ausbildungszeit deiner Eltern schon ein paar Jahre zurückliegt. Häufig sind sie nicht auf dem neusten Wissenstand.

Hier springt deine Schule, d.h. deine Lehrerin oder dein Lehrer ein.


Welche Aufgabe kommt der Schule zu?

Auch die Schule bereitet dich auf das Lehrberufsleben vor. 

Im Unterricht wird der Berufsorientierung und der Berufswahl Platz eingeräumt. 
Du durchläufst alle Bereiche, die dir während Phase Schnupperlehre / Lehrstellenbewerbung begegnen. 
  • Du lernst, welches Berufsfelder und Berufe es überhaupt gibt. 
  • Du verschaffst dir einen Überblick über die Berufe.
  • Du bestimmst deine Ausgangslage und lernst deine Interessensgebiete und Stärke besser kennen.
  • Du erhältst von der Lehrerin, dem Lehrer Tipps zur Berufswahl
  • Du erfährst, was es mit einer Schnupperlehre auf sich hat und wo du anklopfen könntest
  • Du übst Bewerbungsschreiben und einen Lebenslauf zu schreiben (beides benötigst du für Bewerbungen für Schnupperlehren und Lehrstellen)
  • Du erfährst, worauf es bei einer Lehrstellenbewerbung ankommt und wie du vorgehen solltest
  • Du spielst in der Schulklasse ein Bewerbungsgespräch durch
  • Du machst dich auf die Suche, den passenden Lehrberuf zu finden

In der Regel gehst du mit deiner Klasse mit deiner Lehrperson zusätzlich an eine Ausbildungs- und Berufsbildungsmesse. Hier erfährst du die Lehrberufe aus erster Hand. 


Vieles hängt von der Schule und der Lehrperson ab

Eine Befragung von YOUSTY (www.yousty.ch, 2019) hat ergeben, die meisten Lernenden, den richtigen Lehrberuf gewählt haben und wieder eine Lehre machen würden.

Sie hat aber auch ergeben, dass einige Lernenden finden, ihre damaligen Lehrer*innen hätte zu wenig gut auf die Lehre vorbereitet. 

Das liegt darin begründet, 
  • dass einige Lehrpersonen sich nicht so genau auskennen, welche Anforderungen eine Lehrstelle und die Berufsfachschule an angehende Lernenden stellen. Das hängt auch damit zusammen, dass die wenigsten Lehrpersonen zuvor eine Lehre gemacht haben. 
  • dass eine Schule immer einen Spagat leisten muss: Einerseits muss es dir in den einzelnen Fächern Schulstoff vermitteln, andererseits muss noch genügend Zeit sein, dich auf eine Berufslehre vorzubereiten. Das ist für Lehrer nicht immer einfach.

Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du eine Lehrperson für deine Schulklasse hast, die sich auskennt und sich für die Schüler*innen einsetzt. 





15.09.19

Anrecht auf eine Schnupperlehre?

Anrecht auf eine Schnupperlehre?




Schnupperlehre verschafft dir einen Einblick

Eine Schnupperlehre ist eine der besten Optionen, sich ein Bild von einem Lehrberuf und einem Ausbildungsunternehmen zu machen.

Du bekommst aus erster Hand mit, ob sich deine Berufsvorstellungen mit der Wirklichkeit decken.

Die meisten Lehrbetriebe erwarten von Schüler*innen, dass sie eine Schnupperlehre (mit Schnupperlehrbericht) im Berufsfeld vorweisen, bevor sie sich bewerben.


Schnupperlehre aus der Sicht der Lehrbetriebe

Ein Schnupperlehrangebot kommt nicht aus dem Nichts. Hinter der Kulisse betreiben Berufsbildungsverantwortliche und Personalabteilungen einen beträchtlichen Aufwand, um den Schnupperlernenden eine interessante Schnupperlehre bieten zu können.

Da die Zahl der Schnupperlehrplätze begrenzt ist, kann der Lehrbetrieb Schüler*innen gezielt und auswählen.
Da kann es schon mal vorkommen, dass auch Schüler*innen mit besten Schulnoten hinten anstehen müssen und das Nachsehen haben (bei den Schulnoten zählen übrigens die jeweiligen Notendurchschnitte auf Sekundarstufe).

Grundsätzlich gilt: Der Lehrbetrieb bestimmt die Bedingungen. Genügst du diesen Anforderungen (noch) nicht, so musst du diese Entscheidung hinnehmen.  Das heisst aber nicht, dass du dich nicht auf die eigentliche Lehrstelle bewerben kannst.

Wie wählerisch ein Lehrbetrieb sein kann, hängt natürlich auch vom Berufsfeld ab. Für manche Lehrberufe ist die Anzahl Schüler*innen, die sich für eine Schnupperlehre in diesem Lehrberuf interessieren, klein.

Wie ergatterst du dir deine Schnupperlehre?

Da die Schulnoten ein wichtiges Auswahlkriterium sind, solltest du dich in der Schule anstrengen.

Erkundige dich frühzeitig nach Unternehmen, die Schnupperlehren anbieten. Kontaktiere die Ansprechpartner telefonisch.

Lass den Kopf nicht hängen, wenn du beim bevorzugten Lehrbetrieb nicht den Vorzug erhältst. Schau dich nach einem alternativen Schnupperlehrplatz um. Danach kannst du dich immer noch bei deinem bevorzugten Lehrbetrieb bewerben.




15.08.19

Praktische Ausbildung (PrA)

Praktische Ausbildung (PrA)





Gymnasium oder Berufslehre?

Schüler*innen stehen in den beiden letzten Jahren ihrer obligatorischen Schulzeit grundsätzlich vor einer Frage: Schulausbildung oder berufliche Grundbildung (EBA, EFZ)?

Schüler*innen mit den besseren Schulnoten wählen häufig das Gymnasium. Doch längst nicht alle gehen diesen Weg. Eine kaufmännische Lehre oder ein Lehrberuf im Handwerk haben nämlich auch ihren Reiz. Die beruflichen Aussichten nach der Berufslehre sind auch hier verlockend.

Doch welchen Weg beschreiten eigentlich Schüler*innen, die mit Einschränkungen, z.B. Lernschwierigkeiten zu kämpfen haben?


EBA und Praktische Ausbildung

Schüler*innen, mit schulischen Schwierigkeiten und schlechteren Schulnoten können eine zweijährige berufliche Grundbildung (Lehre, Berufslehre) ins Auge fassen. Sie führt zu einem anerkannten Abschluss, dem eidgenössischen Berufsattest EBA.

Nicht alle Schüler*innen bringen jedoch die Voraussetzungen für eine solche berufliche Grundbildung mit. Für sie sind die Einstiegshürden für eine EBA-Ausbildung zu hoch (z.B. Lerngeschwindigkeit an der Berufsfachschule).

Trotzdem können sie eine berufliche Ausbildung absolvieren: die praktische Ausbildung PrA.


Praktische Ausbildung PrA als Berufsbildungsangebot

Jugendliche mit Lernschwierigkeiten,  welche z.B. die obligatorische Schulzeit in einer sonderpädagogischen Schule absolviert haben, bleibt eine berufliche Grundbildung oft verwehrt.

Die Praktische Ausbildung (PrA) ist ein niederschwellige Angebot. Es ermöglicht ihnen, einen beruflischen Abschluss zu erreichen.

Mit der Praktischen Ausbildung (PrA) können Jugendliche ohne Zugang zu einer anerkannten beruflichen Grundbildung also einen Berufsausweis erwerben, der ihre beruflichen Kompetenzen dokumentiert.

Die Praktische Ausbildung (PrA) ist ein institutionalisiertes Berufsbildungsangebot für Jugendliche mit Einschränkungen, welche den Anforderungen einer beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) nicht gewachsen sind.

Getragen wird sie vom nationalen Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS).

Schweizweit bieten über 170 INSOS-Institutionen PrA-Ausbildungsplätze an. Sie bilden jedes Jahr rund 1’200 Jugendliche mit Behinderung aus. Diese können zwischen über 50 Berufsrichtungen wählen.

www.insos.ch/praktische-ausbildung


Erfolgsaussichten

Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und schlechteren Schulnoten entgeht zwar den Zugang zu einer beruflichen Grundbildung mit EBA oder EFZ, aber sie leisten gleichermassen eine wertvollen und wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.

30-40% dieser Jugendlichen finden übrigens  nach Abschluss der praktischen Ausbildung (PrA) einen Anschlusslösung im (ersten) Arbeitsmarkt oder hängen eine zweijährige berufliche Grundbildung an.

Die restlichen finden normalerweise eine Beschäftigung in einem geschützten Arbeitsbereich.



15.07.19

Bewerbungsschreiben: Der Türöffner

Bewerbungsschreiben: Der Türöffner für Bewerbungsgespräch und Lehrstelle






Bewerbungsschreiben

Jede Bewerbung für eine Lehrstelle sollte an die Gegebenheiten der Lehrstelle und des Lehrbetriebs angepasst sein.

Bewirbst du dich beispielsweise für eine Lehrstelle in einer Gärtnerei, welche Schnittblumen anpflanzt, kannst du in deiner Bewerbung darauf hinweisen, dass du gerne mit Pflanzen arbeitest und zu Hause im Garten mithilfst.

Egal für welche Lehrstelle eines Berufsfelds du dich bewirbst: An gewissen Bewerbungsdokumenten lässt sich nur wenig oder überhaupt nichts ändern.

  • Am Nachweisdokument Grundlagentest beziehungsweise Eignungstest wie auch an deinen Schulzeugnissen kannst du überhaupt nichts abändern.
  • Am Inhalt deines Lebenslaufs kannst du auch nur wenig ändern.
  • Beim Bewerbungsschreiben hast du schon viel mehr Spielraum.

Sinn des Bewerbungsschreibens

Bei einem ordentlich gestalteten Lebenslauf kannst du sicherlich schon mal punkten. Auch mit guten Schulnoten kannst du beim Berufsbildungsverantwortlichen und der Personalchefin auffallen.

Bei einer Bewerbung auf deine bevorzugte Lehrstelle geht es aber dem Unternehmen um mehr als nur Schulnoten. Es möchte anhand deiner Bewerbungsdokumente herausfinden, ob es dich für ein Bewerbungsgespräch einladen soll oder nicht.

Du musst also versuchen, dich von den anderen Bewerber*innen für die Lehrstelle abzugrenzen. Das gelingt dir - in der ersten Bewerbungsphase vor dem Bewerbungsgespräch - eigentlich nur mit einem Bewerbungsschreiben.


Die Macht des Bewerbungsschreibens

Im Bewerbungsschreiben - oft auch als Motivationsschreiben oder dritte Seite bezeichnet - solltest du begründen, wieso du der geeignete Bewerber für die Lehrstelle bist.

  • Richte den Inhalt auf die Lehrstelle und den Lehrbetrieb aus. 
  • Erkläre, wieso du dich gerade auf diese Lehrstelle und diesen Ausbildungsbetrieb bewirbst.
  • Nimm Bezug auf Schnupperlehren, welche du in diesem Berufsfeld schon gemacht hast und die dich dazu gebracht haben, eine Lehrstelle in diesem Berufsfeld zu suchen. 
  • Lasse deine Begeisterung für den Beruf und das Unternehmen auf den Bildungsverantwortlichen, die Mitarbeiterin der Personalabteilung überspringen. 
  • Greife deine Freizeitbeschäftigungen auf, die du neben der Schule verfolgst (z.B. RC-Helikopter bei einer Lehrstelle als Elektroniker). 
  • Im Bewerbungsschreiben zeigt sich, ob du dich mit dem Lehrstellenangebot und dem Ausbildungsunternehmen schon näher auseinandergesetzt hast oder nicht. Je mehr Bezugspunkte du zum Unternehmen schaffst, umso besser. 
  • Verwende nie das gleiche Bewerbungsschreiben für verschiedene Lehrbetriebe. Passe den Inhalt immer an die Lehrstelle an.

Bewerbungsschreiben: Deine Chance

Mit einem Bewerbungsschreiben hast du keine Garantie, dass du für ein Bewerbungsgespräch eingeladen wirst oder die Lehrstelle zugesprochen erhältst.

Du kannst aber deine Chancen erhöhen.

Ein Bewerbungsschreiben schreibt sich nicht einfach so. Du musst dafür Zeit aufwenden. Begnügst du dich nur mit Standardsätzen von Vorlagen, wirst du es nicht schaffen, dich als Persönlichkeit und Lehrstellenwärterin Nr. 1 hervorzuheben.




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